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Vor den Vorhang

ÖGB präsentiert Betriebe, die trotz Krise vorbildlich handeln

2.500 Menschen haben in den vergangenen Tagen im Burgenland ihren Job verloren. Das ist ein Anstieg von fast 28 Prozent. Einvernehmliche Auflösungen und Kündigungen sind derzeit keine Seltenheit. Unterlagen, wo auf alle Ansprüche verzichtet werden soll, auch nicht. Die „Coronavirus-Krise“ hat viele Gesichter.

„Das Blatt scheint sich jedoch langsam zu wenden. Mehr als 150 burgenländische Betriebe haben bereits Kurzarbeit angemeldet und bewahren damit ihre Beschäftigten vor der Arbeitslosigkeit. Es gibt Unternehmen, denen die Menschen im Burgenland wichtiger sind als Gewinne und Umsätze. Und die wollen wir mit unserer Aktion vor den Vorhang bitten und auf unseren sozialen Medien vorstellen“, erklärt ÖGB-Landesvorsitzender Erich Mauersics.

Den Anfang macht die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG). Der größte Bauträger im Burgenland ist derzeit mit 150 Baustellen wohl auch der größte Auftraggeber in der Baubranche. Schon am Anfang der Vorwoche wurden alle Baustellen gesperrt, „um die Mitarbeiter zu schützen und den ausführenden Firmen den Druck zu nehmen. Wir werden auch keinen Anspruch auf Schadenersatz- oder Pönalzahlungen erheben“, heißt es von OSG-Geschäftsführer Alfred Kollar. Man sei sich sehr wohl bewusst, dass diese Maßnahme vorläufig 10 bis 12 Millionen Umsatzeinbußen bringen wird. Nach Ostern soll die Situation noch einmal bewertet werden. Vielleicht besteht die Möglichkeit einer stufenweisen Öffnung der einzelnen Baustellen.

Die OSG wird auch keinen der derzeitigen MieterInnen auf die Straße setzen, sollte sie die Krise mit voller Wucht getroffen haben. Es gäbe Anfragen von Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder alleinerziehend sind und die Krise vor große finanzielle Probleme stellt. „Wir werden jeden Härtefall prüfen und jedem Stundungsansuchen oder jedem Ratenansuchen zustimmen – natürlich ohne Zinsenverrechnung.  Und bei Sonderfällen übernehmen wir auch die eine oder andere Monatsmiete. Wir haben dafür den „Corona-Solidaritätsfonds“ dotiert, der diese Kosten tragen soll“, heißt es von der OSG.
Die OSG kommt aber auch Unternehmen entgegen, die ein OSG-Geschäftslokal gemietet haben und dieses aufgrund der Krise zu bleiben muss. In den meisten Fällen wird es eine 100-prozentige Mietreduktion geben.

Die Verantwortlichen in der OSG machen sich aber auch gemeinsam mit dem Betriebsrat Gedanken, wie es mit den eigenen Mitarbeitern weitergehen soll. Derzeit wird noch Zeitausgleich und Alturlaub abgebaut. Das Thema Kurzarbeit soll bei einer Betriebsversammlung am Freitag mit den betroffenen MitarbeiterInnen besprochen werden.

„Während sich die einen derzeit Gedanken darüber machen, wie hoch die Dividenden sein sollen, die sie demnächst an ihre Aktionäre ausschütten, nehmen die anderen ihre Verantwortung sehr ernst und suchen Lösungen für betroffene Burgenländerinnen und Burgenländer, auch wenn diese Lösungen etwas kosten sollten. Die haben es verdient, vor den Vorhang geholt zu werden“, so ÖGB-Landessekretär Andreas Rotpuller abschließend.