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ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Korinna Schumann: "Wir brauchen eine echte Wahlfreiheit
für Frauen, die ihnen ermöglicht, selbst zu entscheiden, wie viele Stunden sie arbeiten wollen.“

Kindergärten müssen kostenlos werden

Den ÖGB-Frauen ist die Kinderbetreuungssituation – insbesondere in ländlichen Regionen – ein besonderes Anliegen. „Jede zweite Frau in Österreich arbeitet in Teilzeit, oft unfreiwillig. Ein Ausbau der flächendeckenden Kinderbetreuung sowie ein Rechtsanspruch auf einen Gratis-Kinderbetreuungsplatz schaffen eine echte Wahlfreiheit für Frauen und ermöglichen ihnen, selbst zu entscheiden, wie viele Stunden sie arbeiten wollen“, betont Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende, im Gespräch mit oegb.at.

Die aktuelle Kindertagesstatistik der Statistik Austria zeigt, die Zahl der betreuten Kinder in Kindergärten und Krippen steigt. Das ist doch ein gutes Zeichen.

Ja, natürlich – jede Verbesserung ist erfreulich. Nichtsdestotrotz belegen die Zahlen auch, dass nach wie vor dringender Handlungsbedarf besteht. Vor allem bei der Betreuung der Kleinsten. Im Gegensatz zu Wien, wo 44 Prozent der Unter-Drei-Jährigen außerhalb der Familie betreut werden, sind es in Oberösterreich nur 16,5 Prozent und in der Steiermark 15,6 Prozent. Hinzukommen kurze Öffnungszeiten und viele Schließtage in ländlichen Regionen und hohe Kosten, die Eltern vor zusätzliche Herausforderungen stellen.

Wie lässt sich die Kinderbetreuungssituation verbessern?

Die großen Unterschiede zwischen dem Kinderbetreuungsangebot in Ballungszentren und im ländlichen Raum dürfen nicht länger akzeptiert werden. Um Frauen und Männer mit Kindern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern, braucht es ganz dringend einen Ausbau der flächendeckenden Kinderbetreuung. Dazu müssen vor allem für Unter-Drei-jährige mehr Plätze eingerichtet, die Öffnungszeiten erweitert und die Schließtage auf maximal zwei Wochen im Jahr reduziert werden.

Die ÖGB-Frauen fordern auch einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz. Wieso braucht es einen solchen?

In Österreich arbeitet jede zweite Frau in Teilzeit, oft aufgrund fehlender Kinderbetreuung. Die Folgen sind: niedrige Einkommen, weniger Aufstiegschancen und im Alter niedrige Pensionen, die kaum zum Leben ausreichen. Mit einem Rechtsanspruch auf einen Gratis-Kinderbetreuungsplatz erreichen wir eine echte Wahlfreiheit für Frauen. Sie können ihr Berufsleben positiv planen und gestalten und selbst entscheiden, wie viele Stunden sie arbeiten wollen.

Wieso kostenlos?

Der kostenlose Zugang zu Bildung ist für uns eine Frage der Gerechtigkeit. Jeder Euro, der in die Bildung unserer Kinder investiert wird, ist eine Investition in die Zukunft. Daher müssen Kindergärten als Bildungseinrichtung kostenlos sein – so wie die Schule.

Die Betreuung von Kleinkindern kann sehr anspruchsvoll sein. Was brauchen KindergartenpädagogInnen?

Wenn wir über die Kinderbetreuung in Österreich sprechen, dürfen wir auf keinen Fall auf die Beschäftigten in den Kinderbildungseinrichtungen vergessen. Sie leisten täglich enorm wertvolle Arbeit für unsere Gesellschaft. Ganz dringend braucht es eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, als auch einheitliche Qualitätsstandards bei Gruppengrößen, Vorbereitungszeiten, Ausstattung und Räumen.

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