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ÖGB

Österreich geht in Kurzarbeit – und das ist gut

Aufgrund des Corona-Virus müssen viele Unternehmen den Betrieb einstellen oder können aufgrund von Betretungsverboten oder Zulieferschwierigkeiten nicht weiter arbeiten. In mehr als 21.000 Unternehmen österreichweit wird daher das von den Sozialpartnern in kürzester Zeit verhandelte Kurzarbeits-Modell vorbereitet oder es ist bereits umgesetzt.

AUA für Kurzarbeit, weil die rot-weiß-rote Heckflosse bald wieder fliegen soll

Austrian Airlines ist eines der Unternehmen, das bereits Kurzarbeit anwendet. Die AUA hat ihren Flugbetrieb vorerst bis 19. April eingestellt und rund 7.000 MitarbeiterInnen in Kurzarbeit geschickt. Das unterstützt AUA-Betriebsrat René Pfister: „Wir finden, dass das ein gutes Modell ist, weil die ArbeitnehmerInnen nicht in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden.“ Vorteile sieht Pfister für beide Seiten: Die MitarbeiterInnen behalten ihre Jobs und die Unternehmen erhalten Unterstützung vom AMS.

Wir finden, dass das ein gutes Modell ist, weil die ArbeitnehmerInnen nicht in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden.

René Pfister, Betriebsrat bei AUA

Einige Firmen haben ihre MitarbeiterInnen trotz der Möglichkeit zur Kurzarbeit beim AMS arbeitslos gemeldet. „Das ist nicht unser Zugang“, unterstreicht der Betriebsrat. „Wir wollen die Menschen in Beschäftigung halten und nicht auf die Straße setzen. Schließlich wollen alle die rot-weiß-rote Heckflosse bald wieder fliegen sehen.“ 

Gerade in diesen schwierigen Zeiten brauche es einen starken Betriebsrat. Anderen Unternehmen könne er nur raten, Kurzarbeit unbedingt in Anspruch zu nehmen. Denn nach jeder schwierigen Situation gehe es wieder bergauf und da brauchen Firmen die ArbeitnehmerInnen an ihrer Seite. Auch in schwierigen Zeiten müsse man zusammenstehen.

Kurzarbeit bei Nordsee sichert das Einkommen für viele Frauen

Dass die Situation derzeit schwierig ist, spürt man auch bei der Restaurantkette Nordsee. “Diesen Fall gab es noch nie, wir haben keine Erfahrung damit“, erzählt Nordsee-Betriebsrätin Eva Eberhart. Genau deshalb unterstützt sie das Modell der Kurzarbeit. „In unserem Unternehmen sind fast 440 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen – die meisten davon sind Frauen.“

Mit Kurzarbeit bekommen MitarbeiterInnen 90 Prozent ihres Lohns und haben nachher einen sicheren Job.

Eva Eberhart, Betriebsrätin bei Nordsee

Als Betriebsrätin finde sie die jetzige Lösung sehr gut. Sie helfe, die Arbeitsplätze zu halten, bis sich die Situation beruhigt hat. „Wenn die Restaurants wieder offen haben, dann haben die MitarbeiterInnen einen sicheren Arbeitsplatz und jetzt bekommen sie 90 Prozent von ihrem Lohn. Das ist ein großer Vorteil, die finanziellen Ängste sind dadurch halbwegs beruhigt“, so Eberhart.

Eva Eberhart, Betriebsrätin bei der Restaurantkette Nordsee, im Skype-Interview mit ÖGB-Redaktuerin Barbara Kasper.

„Es gibt MitarbeiterInnen, die sind schon 20, 30 oder sogar 40 Jahre im Unternehmen. Viele langjährige MitarbeiterInnen sind auch schon über 50 Jahre alt. Die hätten es nachher am Arbeitsmarkt sehr schwer, wieder einen Job zu finden, wenn sie jetzt gekündigt würden.“

Bei Morawa gehen Betriebsrat und Unternehmen Hand in Hand

Auch Martin Müllauer, Betriebsrat bei der Buchhandlung Morawa, sieht in der Kurzarbeit Vorteile für Unternehmen und Beschäftigte: „Wir haben in der Buchhandlung viel gut ausgebildetes Personal, das auch schon lange da ist. Wenn es die Kurzarbeit nicht gebe, müssten viele gekündigt werden. Das hätte den Nachteil, später wieder Leute suchen zu müssen und wir könnten nicht auf das Stammpersonal zurückgreifen“, erklärt Müllauer.

Deshalb sei er froh, dass die Geschäftsleitung des familiengeführten Unternehmens an den Betriebsrat herangetreten ist, um über die Gestaltung der Kurzarbeit zu reden. „Die ArbeitnehmerInnen wissen nun, dass sie auch nachher noch einen Job haben.“

Gescheit ist es, sich mit dem Betriebsrat zusammenzusetzen oder spätestens jetzt einen zu gründen und Kurzarbeit zu vereinbaren.

Martin Müllauer, Betriebsrat bei Morawa

Positive Rückmeldungen bekam Müllauer von MitarbeiterInnen und BetriebsratskollgInnen: „Viele finden es toll, dass wir als Betriebsrat die Kurzarbeit Hand in Hand mit dem Unternehmen vereinbart haben, dadurch die Arbeitsplätze sichern und auch das Unternehmen weiter bestehen lassen.“

Martin Müllauer, Betriebsrat der Buchhandlung Morawa

Allen UnternehmerInnen, die Kündigungen ausgesprochen haben, rät er, diese zurücknehmen und sich für Kurzarbeit zu entscheiden. Es gebe jetzt eine positive Lösung für Unternehmen. „Gescheit ist es, sich mit dem Betriebsrat zusammenzusetzen oder spätestens jetzt einen zu gründen und Kurzarbeit zu vereinbaren.“