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Genauso wie ÄrztInnen und PflegerInnen ist auch das Verwaltungs- und Technikpersonal mit Gewalt konfrontiert.

Spitäler und Pflegeheime im Würgegriff der Gewalt

"Sie hat mich am Hals gepackt und gewürgt. Das war das erste Mal, dass ich Angst um mein Leben hatte“, erzählt Sabine Chyska, Pflegeleiterin der Station für Erwachsene ab 55 Jahren in der Akutpsychiatrie der Rudolfstiftung. Eine Frau wird ins Spital gebracht. Sie ist aufgeregt und tobt. Die HelferInnen gehen auf sie zu, sprechen sie an – keine Antwort. ÄrztInnen und PflegerInnen wollen sie versorgen. Die Frau wehrt sich heftig, schafft es, sich loszureißen und attackiert Chyska.

Der Vorfall liegt viele Jahre zurück, Chyska hat die Situation gut bewältigt – vor allem dank der Unterstützung ihrer KollegInnen, wie sie sagt. Seit mittlerweile zwölf Jahren arbeitet sie als Pflegerin und weiß, dass Gewalt immer im Raum steht: „Es gibt oft Situationen, die sehr belastend sind. Es ist laut, der Patient schreit und wir wissen oft nicht wirklich, was auf uns zukommt.“ Gerade auf der Psychiatrie können unterschiedlichste Situationen und Faktoren zu Aggressionen bzw. aggressivem Verhalten führen. „Wenn eine Pflegeperson zum Beispiel zu wenig achtsam ist, die zunehmende Emotionalisierung nicht wahrnimmt oder zu spät erkennt, dass der Patient angespannt ist, kann das auch zu einem Problem werden“, so Chyska.

KAV befragt das Personal

Konflikte und handfeste Übergriffe in Österreichs Kranken- und Pflegewohnhäusern sind schon seit vielen Jahren ein Problem. Nach der Polizei sind die MitarbeiterInnen der Gesundheitsberufe unter allen Berufen am zweithäufigsten von Aggression und Gewalt am Arbeitsplatz betroffen. Deshalb hat der Krankenanstaltenverbund (KAV) eine Umfrage unter seinen rund 30.000 MitarbeiterInnen zum Thema Gewalt gestartet. Befragt werden nicht nur die ÄrztInnen, PflegerInnen und TherapeutInnen sondern auch das Verwaltungs-, Betriebs- und Technikpersonal. „Wir wollen eine Umfrage, an der auch wirklich alle Berufsgruppen teilnehmen können. Denn nicht nur ÄrztInnen und PflegerInnen, sondern auch die MitarbeiterInnen am Schalter, die Reinigungskräfte im Patientenzimmer oder der Portier in der Eingangshalle sind mit Emotionen konfrontiert und stoßen genauso auf Aggression und Gewalt“, erklärt Personalvertreter Edgar Martin. Ziel der Umfrage ist es, die Sicherheit der Beschäftigten weiter zu verbessern. Die Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Forderungen sollen Mitte November 2019 präsentiert werden.

Auch Beleidigungen sind Verletzungen

Am häufigsten komme es laut Chyska zu verbalen Entgleisungen von PatientInnen, aber auch von Angehörigen, die mit der Situation überfordert sind. Dass verbale Attacken für viele Beschäftigte im Krankenhaus zur Normalität geworden sind, findet Chyska nicht gut. „Denn auch eine Beleidigung oder Beschimpfung ist eine Verletzung.“ Äußerst zufrieden ist sie jedoch damit, wie ihre Vorgesetzten mit Aggressionen und Gewalt am Arbeitsplatz umgehen. „Gewalt kann man nicht vermeiden. Aber wenn bei uns etwas passiert, ist die Führung sofort zur Stelle. Betroffene KollegInnen werden betreut, es gibt auch die Möglichkeit, eine Einzelsupervision in Anspruch zu nehmen. So ein Verhalten der Führungskräfte würde ich mir für alle Beschäftigten in den Gesundheitsberufen wünschen“, so Chyska.

Fortsetzung folgt.