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ÖGB/Thomas Reimer

Überlanges Arbeiten ist schlecht für die Work-Life-Balance

Druck auf ArbeitnehmerInnen steigt

Die Arbeitswelt wird härter, der Druck auf die arbeitenden Menschen steigt. Dass Gewerkschaften das kritisieren, ist nur logisch und erwartbar. Überraschende Schützenhilfe kommt jetzt aber von einer privaten Unternehmensberatungsfirma: Die Arbeitsbelastung ist in den vergangenen fünf Jahren spürbar gestiegen, ergab eine Erhebung des Beratungsunternehmens EY unter 1.001 Arbeitnehmern, wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtet.

Zwei Drittel spüren steigenden Druck in der Arbeitswelt

Fast zwei von drei Beschäftigen in Österreich (65 Prozent) sind der Ansicht, dass der Druck, den man im Arbeitsalltag ausgesetzt ist, in den vergangenen Jahren zugenommen hat. 22 Prozent sagen sogar, dass er stark zugenommen hat. Nur 5 Prozent sprechen davon, dass der Druck eher nachgelassen hat.

ÖGB-Landesvorsitzender Norbert Loacker bestätigt diese Wahrnehmung gegenüber orf.at: „Ich höre solche Informationen täglich von den Betriebsräten, die natürlich wissen, was in ihrem Betrieb abläuft. Die Situation hat sich in letzter Zeit dramatisch verschlechtert. Es wird ständig versucht, mit weniger Arbeitskräften mehr zu produzieren und eine der häufigsten Schwierigkeit bleibt, das Privatleben und die Arbeit unter einen Hut zu bringen."

Hauptgründe: mehr Verantwortung, mehr Arbeitsstunden

Die sogenannte Work-Life-Balance sinkt, Hauptgründe dafür sind ein steigendes Maß an Verantwortung und immer mehr Arbeitsstunden. Nicht zuletzt deshalb ist es laut der Erhebung so, dass jeder Zweite für mehr Freizeit auf Gehalt verzichten würde. Das können sich aber natürlich viele Menschen nicht leisten.

12-Stunden-Tag-Gesetz fördert überlanges Arbeiten

Das 12-Stunden-Tag-Gesetz der Bundesregierung war da natürlich ein Schritt in die ganz falsche Richtung, denn es erleichtert es den Unternehmern massiv, die ArbeitnehmerInnen überlang arbeiten zu lassen – bis zu 60 Stunden in der Woche. Die Auswirkung auf die Work-Life-Balance sieht auch die Arbeitspsychologie äußerst kritisch. "Bei zwei Stunden mehr hat man nicht einfach mehr Zeit für die Arbeit, sondern es wird auch mehr verlangt", sagte etwa die US-Amerikanerin Christina Maslach, die in den 1970er-Jahren das Konzept des Burn-out-Syndroms mitentwickelt hatte, zur APA.

Freizeit hält gesund, erfolgreich und widerstandsfähig

Damit Menschen gesund und stark bleiben, würden sie mindestens sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht brauchen. "Werden zwei Stunden weggenommen, was bleibt dann übrig?", fragte die Psychologin. "Vier Stunden für den Arbeitsweg, Einkäufe, Erledigungen für die Familie, Freunde und Hobbys. Nur vier Stunden - das ist ungesund. Es beraubt dich in gewissem Sinne deiner Lebenszeit außerhalb der Arbeit. Jener Zeit, die dich gesund, erfolgreich und widerstandsfähig macht."

Der ÖGB steht für

  • die Verkürzung der Normalarbeitszeit im Arbeitszeitrecht und Absenkung der höchtzulässigen Tages- und Wochenarbeitszeit bei vollem Lohn- unnd Personalausgleich.
  • die Erhöhung des Anspruchs auf Wochenendruhe von 36 auf 48 Stunden.
  • die Nutzung von Produktivitätsgewinnen für innovative Modelle der Arbeitszeitverkürzung z.B. in der Form von Bildungsfreistellungen oder Freizeitoption.
  • die 6. Urlausbwoche für alle ArbeitnehmerInnen.
  • das Nachholen von Feiertagen, die auf das Wochenende fallen, am darauffolgenden Arbeitstag.