Zum Hauptinhalt wechseln

ExpertInnen sind sich einig: Längere Arbeitszeiten haben Auswirkungen auf die Gesundheit

12-Stunden-Tag schleichend eingeführt

„Vieles, vor dem wir gewarnt haben, ist eingetroffen. Der 12-h-Tag und die 60-h-Woche sind in der Arbeitswelt angekommen, die Freiwilligkeit, so viel zu arbeiten, ist ein Fake“, zieht ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im Ö1-Morgenjournal Bilanz über ein Jahr Arbeitszeitgesetz neu.

Jedes dritte Unternehmen macht bereits Gebrauch von den 12-h-Tagen, wie eine Umfrage bestätigt, das kommt einer schleichenden Einführung gleich. Die ArbeitnehmerInnen haben de facto keine Alternative, erklärt der ÖGB-Präsident: „Die persönliche Abhängigkeit, die Angst, den Arbeitsplatz bei einer Weigerung zu verlieren, sind groß. Deswegen müsste auch der Kündigungsschutz im Gesetz verankert sein.“

83 Prozent der ArbeitnehmerInnen unzufrieden

Alle ExpertInnen sind sich einig, dass längere Arbeitszeiten Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Jede/r zweite ArbeitnehmerIn beklagt, dass der Druck am Arbeitsplatz steigt. Insgesamt 83 Prozent der ArbeitnehmerInnen meinen, das neue Arbeitszeitgesetz ist ein schlechtes Gesetz, wie eine weitere Umfrage beweist. Es gibt eine Vielzahl von Fragen, die nicht geregelt sind. Der gravierendste Unterschied: Vorher musste der Betriebsrat einverstanden sein mit 12-h-Tagen, diese Zustimmung fehlt überall, wo die Gewerkschaften sie nicht nach der Einführung des neuen Arbeitszeitgesetzes in Kollektiverträgen durchgesetzt haben. „Das ist ein Rückschritt, wir fordern mehr Mitbestimmung – die Rücknahme und Neuverhandlung dieses Gesetzes“, macht der ÖGB-Präsident klar.

Rechtsanspruch auf Viertage-Woche muss her

Es braucht auf jeden Fall Maßnahmen für den Schutz der ArbeitnehmerInnen, kündigt Katzian einen Schwerpunkt für die demnächst startende Herbstlohnrunde an: „Der Rechtsanspruch auf die Viertage-Woche wird eine zentrale Forderung sein.“ Abgesehen davon dürfte auch klar sein, dass es jetzt hohe Lohn- und Gehaltsabschlüsse braucht. Die österreichische Wirtschaft entwickelt sich gut im internationalen Vergleich. Das liegt an den guten Abschlüssen, damit wurde die Kaufkraft gesichert. „Es ist also logisch, dass weiterhin alles getan werden muss, um den privaten Konsum und die Inlandsnachfrage weiter zu stärken“, sagt der ÖGB-Präsident.

Ö1-Morgenjournal vom 2. September nachhören: