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Sollen Väter in Karenz gleich lang in Karenz gehen wie Mütter?

Mutterschutz und Karenz

Sollen auch Väter in Karenz gehen?

71 Prozent für gleiche Aufteilung, nur 29 Prozent dagegen

Nur jeder fünfte Vater geht derzeit in Österreich in Karenz und bezieht Kinderbetreuungsgeld – Tendenz nur langsam steigend. Dieses Jahr stieg der Anteil von Vätern in Karenz nur geringfügig auf insgesamt 19 Prozent. Diejenigen Männer, die sich dafür entscheiden, bleiben meist nur kurz in Karenz – für zwei bis sechs Monate. Das zeigt: Kinderbetreuung ist nach wie vor meist Frauensache. Deshalb haben wir bei unserer Facebook-Community nachgefragt, ob Väter gleich lang in Karenz gehen sollen wie Mütter? Mehr als 600 Personen haben teilgenommen, das Ergebnis ist eindeutig: 71 Prozent sprechen sich dafür aus, nur 29 Prozent sind dagegen.

Diskussion auf der ÖGB-Facebook-Seite

In den Kommentaren zur Umfrage wird mehrfach darauf hingewiesen, dass Männer auch heute mehr verdienen als Frauen und dieser Umstand somit, eine gleiche Aufteilung der Karenz erschwert. So schreibt Andreas M.: „Solange die Schere bei Löhnen nicht geschlossen ist, wird sich das für eine Jungfamilie finanziell nicht ausgehen.“ Ähnlich sieht das auch Anton D., der aber hinzufügt, dass auch die Firma mitspielen muss. Seine Firma zum Beispiel hatte sich nicht quergelegt und er konnte ein Jahr bei seiner Tochter zuhause bleiben: „Ist der Arbeitgeber so kooperativ, wirkt sich das auch positiv auf die Arbeitsleistung aus und zeigt einen kleinen Ansatz eine Top-Arbeitgebers.“ Allgemein findet er, es sollte jedem Elternteil möglich sein, sich seinem Kind in den ersten Jahren widmen zu können.

Gut für Kind, Mutter und Vater

Tanja R. vertritt die Meinung, dass jedes Paar diese Entscheidung für sich treffen muss, allerdings sollten Männer in Karenz zur Selbstverständlichkeit werden. „Für Kind und Vater ist es wertvoll, wenn die Karenz auch vom Vater beansprucht wird.“ Doch nicht nur für Vater und Kind profitieren von dieser gemeinsamen Zeit, sondern es „schadet auch der Beziehung der Eltern nicht“, schreibt Sri-Lionel L. in seinem Kommentar.

Fünf Karenz-Modelle

Grundsätzlich haben Väter den gleichen Anspruch auf Karenz, deshalb spricht man auch von Elternkarenzen. Zwischen folgenden Modellen können Eltern wählen: 30+6 Monate, 20+4 Monate, 16+3 Monate, 12+2 Monate, 12+2 Monate: einkommensabhängig, 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens. Die Plusmonate beziehen sich auf die jeweilige Verlängerung der Karenz, wenn sich beide PartnerInnen diese aufteilen. Dabei können die Monate beliebig verteilt werden. Die Eltern können sich insgesamt im Verlauf der Karenz zwei Mal abwechseln, beim ersten Tausch kann es einen Monat Überschneidung geben. Das heißt: Mutter und Vater können gleichzeitig in dieser Zeit zuhause bleiben.

Gesellschaftliches Umdenken notwendig

Die Gründe, dass noch immer wenige Väter in Karenz gehen und die Kinderbetreuung meistens an Frauen hängen bleibt, sind vielfältig: Fehlende Unterstützung in den Betrieben spielt dabei genauso eine wichtige Rolle wie unzureichende Kinderbetreuung – vor allem in ländlichen Regionen. „Die klassische Rollenverteilung, wonach der Vater viele Überstunden leistet und die Mutter wegen der Kinderbetreuung eine Teilzeitbeschäftigung ausübt, ist noch längst nicht überwunden“, kommentiert Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende. „Ein gesellschaftliches Umdenken ist dringend notwendig.“