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HyejinKang

Geschlechtergerechtigkeit

Equal Pay Day 2019: Frauen arbeiten 72 Tage gratis

Frauen in Österreich verdienen um 10.000 Euro weniger und leisten mehr unbezahlte Arbeit

Der österreichweite Equal Pay Day fiel 2019 auf den 21. Oktober - ab diesem Tag arbeiten die Österreicherinnen sozusagen bis Jahresende gratis. Während das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern bei Vollzeitbeschäftigung in Österreich bei 52.033 Euro liegt, verdienen Frauen durchschnittlich 41.785 Euro brutto im Jahr. Daraus ergibt sich ein Minus von 19,7 Prozent. Umgerechnet sind das 72 unbezahlte Tage oder 10.248 Euro weniger Einkommen. „Das ist viel Geld, das Frauen im Geldbörsel fehlt und sie gut gebrauchen würden“, so das traurige Resümee von Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende, anlässlich des Equal Pay Day 2019.

Wer viel unbezahlte Arbeit leistet, muss bei bezahlter Erwerbsarbeit zurückstecken 

Noch immer stoßen viele Frauen an die „gläserne Decke“ und arbeiten vor allem in Teilzeit. Insgesamt sind es in Österreich 47 Prozent der Frauen und 11 Prozent der Männer. Der Anteil von Frauen in Teilzeit ist einer der höchsten in der EU - der Durchschnitt der EU-28 beträgt nur 32 %. Das führt auch zu beträchtlichen Nachteilen beim Einkommen. Österreich hat mit 20% auch einen der höchsten Gender Pay Gaps (GPG) in der EU - der Durchschnitt liegt bei nur 16,0 %.

„Für mich ist der Knackpunkt ist die sogenannte „unbezahlte Arbeit“ – sprich Kindererziehung, Pflege und Haushalt. Denn wer viel unbezahlt arbeitet, muss bei der bezahlten Erwerbsarbeit zurückstecken“, zeigt Schumann auf. Sie verweist auf eine Zeitverwendungsstudie der WU Wien, laut der in Österreich erwerbstätige Frauen im Schnitt 27 Stunden in der Woche unbezahlt arbeiten, Männer hingegen nur 16. 

Wer räumt den Geschirrspüler ein? Wer holt die Kinder ab? Wer bringt den Müll hinunter? Diese unbezahlte Arbeit leisten deutlich öfter Frauen als Männer – eine Mehrbelastung, die oft negative Auswirkungen auf Gesundheit, soziale Absicherung und Karrierechancen hat. Genau deswegen ist es wichtig zu wissen, wie und was Männer und Frauen im Laufe des Tages tun und ob sich ihre Arbeitsaufteilung im Laufe der Zeit verändert. Die letzte Erhebung zur Zeitverwendung stammt allerdings aus dem Jahr 2008/2009. Ab 2020 ist eine neue, EU-weite Erhebungswelle geplant und "es wäre wichtig, dass sich Österreich daran beteiligt. Nicht nur damit es neue Daten gibt, sondern auch ein Vergleich mit anderen Ländern möglich ist", betont die ÖGB-Vizepräsidentin.

„Haushaltsplan“ zum Ausfüllen soll helfen, Hausarbeit fair zwischen Mann und Frau zu organisieren.

Ausbau der Kinderbetreuung längst überfällig

Um den Einkommensunterschied rascher zu beseitigen und Frauen eine echte Wahlfreiheit zu ermöglichen, braucht es aber mehr. Aktuell haben nur 16 % der 0-3-Jährigen und 41% der 3-6-Jährigen in Österreich einen Platz in einer Kinderbetreuungseinrichtung, der Eltern einen 8-Stundentag ermöglicht.

Infoveranstaltung mit ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Korinna Schumann, AK-Präsidentin Renate Anderl und Frauenstadträtin Kathrin Gaal anlässlich des bundesweiten Equal Pay Day.

„Wir kommen um einen flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen mit Schwerpunkt auf regionalen Bereichen und einen kostenlosen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr nicht herum. Das alles ist längst überfällig“, so die ÖGB-Vizepräsidentin.