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Philip Wohlgemuth und Benjamin Praxmarer

Tirol

Wohlgemuth warnt: Arbeit als Krankmacher

Kostenlawine in Höhe von mehreren Milliarden Euro

„Arbeit darf nicht krankmachen! Im Gegenteil, wir müssen Konzepte finden, um die Menschen länger gesund im Arbeitsleben halten zu können!“, fordert Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth. „Die aktuellen Zahlen sind alarmierend: In Österreich sterben pro Jahr 1.820 Menschen an arbeitsbedingten Krebserkrankungen. Psychische Erkrankungen steigen enorm an und sind bereits an vierter Stelle bei der Anzahl der Krankenstandstage“, verweist  auch Tirols ÖGB-Landessekretär Benjamin Praxmarer auf die Tragweite.

 

1,2 Milliarden für Tiroler Krankenstände

Erkrankungen des Muskel-Skelett-Apparates, der Atemwege, des Verdauungsapparats sowie psychische Erkrankungen gehören zu den häufigsten arbeitsbedingten Erkrankungen. „Sie verursachen nicht nur großes Leid bei den Betroffenen, sondern auch hohe Kosten. Allein in Tirol fallen Schätzungen zufolge 250 Millionen Euro Kosten an durch arbeitsbedingte Erkrankungen aufgrund körperliche Arbeitsbelastung, die psychischen Belastungen verursachen in Tirol Kosten in der Höhe von ca. 300 Millionen Euro“, so Praxmarer. Die Kosten durch alle Krankenstände in Tirol schätzt er auf ungefähr 1,2 Milliarden Euro. In der EU fallen durch arbeitsbedingte Erkrankungen jedes Jahr 476 Mrd. Euro an, das entspricht 3,3 Prozent des EU-Bruttoinlandsprodukts. Österreichweit belaufen sich die Kosten durch arbeitsbedingte Erkrankungen aufgrund körperlicher Belastung auf 2,8 Milliarden Euro, aufgrund psychischer Belastung auf ca. 3,3 Milliarden Euro. „Österreich liegt in puncto Arbeitszeit im EU-Vergleich bereits im Spitzenfeld“, zeigt sich Praxmarer alarmiert.

 

Arbeitszeitverkürzung und 6. Urlaubswoche

„Das Ziel muss lauten, unsere Gesundheit weit bis über das Erwerbsleben hinaus zu erhalten. Statt einer Ausweitung der Arbeitszeit braucht es dringend eine Arbeitszeitverkürzung. Erfahrungen belegen: Die MitarbeiterInnen sind produktiver, kreativer und gesünder. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten!“, argumentiert Wohlgemuth. Er fordert neben einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich auch das Recht auf eine Vier-Tage-Woche sowie die 6. Urlaubswoche ab 25 Dienstjahren unabhängig von der Betriebszugehörigkeit. „Die Zahlen sind alarmierend und lassen gar keinen anderen Schluss zu: Wir arbeiten zu viel!“ Alternsgerechte Modelle seien da ebenso gefragt, denn „Menschen haben es sich verdient, gesund in Pension zu gehen!“.

 

Präventiv- und Schutzmaßnahmen

Der ÖGB-Vorsitzende fordert zudem weitreichende Schutz- und Präventivmaßnahmen wie OrganisationspsychologInnen verpflichtend als dritte Präventivfachkraft, verpflichtende betriebliche Gesundheitsförderung, die Senkung der Grenzwerte für krebserzeugende und gesundheitsschädigende Arbeitsstoffe sowie die Aufstockung des Arbeitsinspektorats. „Wir müssen die Kostenlawine, die arbeitsbedingte Erkrankungen verursachen, unbedingt aufhalten! Anstatt uns bei der Arbeitszeit am vorigen Jahrtausend zu orientieren, müssen wir endlich im 21. Jahrhundert ankommen. Eine wirklich moderne Arbeitswelt steht für gesundes Arbeiten bis in die Pension“, so die beiden Gewerkschafter unisono. Sie verweisen abschließend auf das kostenlose Angebot der kostenlosen Mobbing- und Burnoutberatung des ÖGB Tirol.