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Brennpunkt Kindergarten

Die Beschäftigten in der Elementarpädagogik stehen seit Monaten unter großem Druck, der sich angesichts der aktuellen Situation verschärft: Es herrschen Angst, Verunsicherung und auch Fassungslosigkeit. Die ElementarpädagogInnen fühlen sich der Pandemie schutzlos ausgeliefert und von der Regierung im Stich gelassen. Der ÖGB und die zuständigen Gewerkschaften GPAyounion und vida fordern im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mehr Schutzmaßnahmen und Tests, mehr Personal und mehr Mitsprache.

Wertvolle Arbeit muss gewürdigt werden

Ob Kindergarten oder Vorschule – Bildung fängt lange vor der Schule an. In diesen frühen Jahren werden erste wesentliche Grundlagen für die Entwicklung und für die Zukunftschancen jedes Kindes gelegt. „Die Beschäftigten in den Bildungseinrichtungen arbeiten täglich mit unseren Kindern und leisten enorme wertvolle Arbeit – gerade jetzt in der Pandemie mehr denn je. Das muss sich auch in den Rahmenbedingungen widerspiegeln. Wir fordern schon lange bessere Arbeitsbedingungen für ElementarpädagogInnen. Es besteht dringender Handlungsbedarf“, betont ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann.

„Die Beschäftigten in den Bildungseinrichtungen arbeiten täglich mit unseren Kindern und leisten enorme wertvolle Arbeit – das muss sich auch in den Rahmenbedingungen widerspiegeln.“

Korinna Schumann

Gesundheitliches Risiko und massenhaft Überstunden

Der ÖGB hat Beschäftigte gefragt, wie es ihnen momentan mit der Arbeit im Kindergarten geht. „Die Situation hat sich verschärft“, berichtet beispielsweise Link Krumpel, Elementarpädagoge bei der Diakonie. Aufgrund des akuten Personalmangels müssen aktuell massenhaft Überstunden geleistet werden, erzählt er. Branka Babic, Assistenzpädagogin bei den Kinderfreunden, ist der Meinung, es werde für selbstverständlich angesehen, dass sie und ihre KollegInnen sich tagtäglich dem gesundheitlichen Risiko in der Arbeit aussetzen. Auch Alexandra Rössner von den Kinderfreunden macht sich Sorgen, sich im Kindergarten anzustecken und damit ihre eigene Familie zu gefährden. Und nicht nur die Beschäftigten, auch die Kinder leiden in dieser Extremsituation.

Hier das gesamte Videostatement der Beschäftigten:

Unterstützung der Politik fehlt

Louisa Schillhab und ihr Team vom Kindergarten der Stadt Wien vermissen vor allem die Unterstützung der Politik: „Keiner fühlt sich zuständig. Es gibt wenig Kommunikation und Transparenz.“ Daniel Granögger, ebenfalls Elementarpädagoge bei der Stadt Wien, bemängelt vor allem die unterschiedlichen Regelungen je nach Bundesland: „Wir brauchen einheitliche Richtlinien für alle Kindergärten in Österreich – sonst kennt sich niemand aus.“  Er fasst zusammen, was sich wohl alle Beschäftigten im Kindergarten gerade fragen: „Ist die Arbeit mit Kindern nichts wert? Was ist unsere Gesundheit wert? Was sind wir unseren Dienstgebern wert?“

4 klare Forderungen an die Bundesregierung:

  • Testen ermöglichen! Alle Beschäftigten sollen sich freiwillig und unkompliziert testen lassen können – und das selbstverständlich kostenlos und auf Wunsch regelmäßig.
  • Vorsichtsmaßnahmen treffen! Die Beschäftigten brauchen Klarheit und die besten Schutzmaßnahmen.
  • Mehr Personal! Daher: Sofortige Investitionen in eine effiziente Ausbildungsoffensive.
  • Mehr Mitsprache! Noch ist die Gewerkschaft nicht in dem von Bundesregierung einberufenen Beirat für Elementarpädagogik eingeladen worden.