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Rudi Hundstorfer, ehemaliger ÖGB-Präsident und Sozialminister

ÖGB trauert um Rudi Hundstorfer

Der ÖGB trauert um seinen früheren Präsidenten Rudolf Hundstorfer. „Einer, der die Menschen geliebt hat, und sich immer für die ArbeitnehmerInnen eingesetzt hat, wird uns fehlen“, brachte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian sein Wirken auf den Punkt.

Es war der 27. März 2006 frühmorgens, als der damalige ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch seinen Rücktritt bekannt gab und das ÖGB-Präsidium Rudolf Hundstorfer als geschäftsführenden Präsidenten bestimmte. Hundstorfer trat an die Spitze des ÖGB, als dieser die schwierigste Zeit seiner Geschichte erlebte. Einerseits das politische Umfeld durch die erste schwarzblaue Regierung, anderseits gebeutelt durch den sogenannten „Bawag-Skandal“.

Der Krisenmanager

Innerhalb weniger Stunden musste Hundstorfer ein Krisenmanagement organisieren, sich in Permanenz den drängenden Medienfragen stellen. Es ging um das Fortbestehen der österreichischen Gewerkschaftsbewegung und Rudi, wie er schon nach wenigen Tagen selbst von JournalistInnen genannt wurde, vermittelte schnell das Vertrauen, nach dem sich alle in dieser Krisenzeit gesehnt hatten. Ob frühmorgens oder spätabends, Rudi war präsent. Ob politische Gespräche oder zähe Verhandlungen, er wusste immer einen Weg oder hatte einen Kontakt, der weiterhelfen konnte.

In den ersten Monaten seiner Präsidentschaft wurde dem Rudi so ziemlich alles abverlangt. Während der "Bawag-Krise" galt es alles zu unternehmen, damit die Menschen nicht unter die Räder kommen. Bestimmte Politiker und wohl auch einige Arbeitgeber träumten wohl schon von einer „glanzvollen“ Zeit nach dem Niedergang der Gewerkschaftsbewegung. So richtig geglänzt hat genau zu dieser Zeit „der Rudi“.

Der Kontaktmensch

Für die MitarbeiterInnen des ÖGB hatte er immer ein offenes Ohr, die Tür zum Präsidentenbüro stand (fast) immer offen, und wenn ihm zu Ohren gekommen ist, dass jemand Probleme hat, Rudi griff einfach zum Hörer oder erschien persönlich. Hundstorfer war auch ständig unterwegs in den Betrieben, von Vorarlberg bis ins Burgenland. Er intensivierte die Kontakte zu den Gewerkschaften der Nachbarländer persönlich, denn „da lernt man sich so richtig kennen“, wie er immer wieder betonte. Hundstorfer war der Kontaktmensch, er hatte ein dichtes Netzwerk in praktisch allen gesellschaftlichen Schichten.

Nach der Neustrukturierung erlebte der ÖGB unter Hundstorfer ein besonders erfreuliches Ereignis: die Gründung des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in Wien im November 2006. Mehr als 1.300 Delegierte aus 160 Ländern, die mehr als 160 Millionen Mitglieder vertraten, kamen damals auf dem Gründungskongress zusammen.

Der Kämpferische

2008 zeigte der ÖGB unter Hundstorfer wieder Kampfstärke. Mit den Worten „Die Kohle muss rüber“ startete Hundstorfer eine Kampagne für eine Steuerreform, die den ArbeitnehmerInnen rund drei Milliarden Euro bringen sollte. Die Steuerreform ist 2009 gekommen, da war Hundstorfer bereits Sozialminister.

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Rudolf Hundstorfer wurde am 19. September 1951 in Wien geboren. Ab 1966 erlernte er bei der Stadt Wien den Beruf des Kanzleibediensteten, wie er damals bezeichnet wurde. Bereits im zweiten Lehrjahr war er Jugendvertrauensperson. In den Folgejahren war er in verschiedensten Funktionen der damaligen Gewerkschaft der Gemeindebediensteten tätig. Ab 1987 wurde er Leitender Referent und ab 1997 schließlich gf. Vorsitzender der Landesgruppe Wien. Ab Oktober 2001 dann auch gf. Bundesvorsitzender, zwei Jahre später Vizepräsident des ÖGB.

Im Wiener Gemeinderat war Hundstorfer seit März 1990 vertreten, später wurde er dessen erster Vorsitzender. Sozialminister war er von Dezember 2008 bis Jänner 2016.  Er kandidierte für die SPÖ als Präsidentschaftskandidat. Seit November 2016 war er Präsident der Österreichischen Bundessportorganisation.