Arbeitskampf
USA: Hafenarbeiter setzten mit Streik neue Lohnverhandlungen durch
Gewerkschaft und US-Regierung unterstützen den Kampf für fairen Lohn
Der Streik der Hafenarbeiter an der US-Ostküste hatte für viel Aufregung und für weltweite Schlagzeilen gesorgt – kein Wunder. Um Mitternacht am 1. Oktober legten die rund 45.000 Hafenarbeiter ihre Arbeit nieder, aus Protest gegen das Verhalten der Arbeitgeber, die nicht mehr über Lohnerhöhungen im neuen Vertrag verhandeln wollten. Zehntausende nicht abgefertigte Containerschiffe, Sorge über Lieferkettenengpässe und erste Panikkäufe in den USA waren die Folgen. Nach zwei Tagen gab es nun ein erstes Einlenken der Arbeitgeber: Die Laufzeit des aktuellen Vertrages wurde bis Mitte Jänner verlängert, der Streik somit beendet.
Große Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westküste
Worum geht es in diesem Konflikt? Die Hafenarbeiter an der Ostküste kämpfen, unterstützt von der Gewerkschaft International Longshoremen's Association (ILA), schon länger für mehr Fairness. Sie verdienen nämlich mit einem Stundenlohn von 39 Dollar deutlich weniger als ihre Kollegen an der Westküste, die 55 Dollar pro Stunde bekommen.
Vertreter der Wirtschaft hatten bereits wenige Stunden nach Streikbeginn Alarm geschlagen: Dass dieser erste große Arbeitskampf in den US-Häfen seit 1977 die Hälfte des US-Seetransports zum Erliegen brachte, würde die amerikanische Wirtschaft täglich 4,5 Milliarden Dollar kosten.
Unterstützung von Gewerkschaft und Politik
Unterstützung für den Lohnkampf kam hingegen von mehreren gewichtigen Seiten. Liz Shuler, Präsidentin des amerikanischen Gewerkschaftsbundes AFL-CIO (American Federation of Labor and Congress of Industrial Organizations) äußerte wenige Stunden nach dem Beginn des Streiks Solidarität: „Der Kampf der Hafenarbeiter für einen fairen Kollektivvertrag ist der Kampf der gesamten Arbeiterbewegung.“
Der Kampf der Hafenarbeiter für einen fairen Kollektivvertrag ist der Kampf der gesamten Arbeiterbewegung.
Und auch die US-Regierung solidarisierte sich mit den streikenden Hafenarbeitern und drängt auf eine rasche Einigung: Arbeitsministerin Julie Su appellierte an die Arbeitgeberseite, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Schifffahrtsriesen müssten anerkennen, dass ihre Arbeitnehmer am wirtschaftlichen Erfolg und den nach der Corona-Pandemie erwirtschafteten Milliardengewinnen beteiligt sein sollten.
Es sei ganz einfach, brachte die oberste US-Gewerkschafterin Liz Shuler es auf den Punkt: Der Arbeitgeber USMX (United States Maritime Alliance) habe die Macht, den Widerstand der Beschäftigten zu beenden. Wirklich vom Tisch wird dieser erst dann sein, wenn die Lohnverhandlungen im Jänner abgeschlossen werden.