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Matthias Kreuzer

Betriebsräte

2. Betriebsräte-Award 2023 - Rückblick

Beim diesjährigen Betriebsräte-Award wurden heuer in 7 Kategorien Betriebsrät:innen, Personalvertreter:innen und Jugendvertrauensrät:innen ausgezeichnet.

„Wenn es Probleme im Betrieb gibt, dann sind sie die erste Anlaufstelle. Sie sorgen dafür, dass die Zufriedenheit am Arbeitsplatz gesteigert wird, weil sie nicht nur auf faire Arbeitsbedingungen achten, sondern auch Maßnahmen für den sozialen Zusammenhalt organisieren. Davon profitieren alle im Betrieb und damit leisten die Betriebsrät:innen und Personalvertreter:innen einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg eines Unternehmens“, betont Marvin Kropp, Landesgeschäftsführer des ÖGB Salzburg.

„Die letzten Jahre waren sehr herausfordernd für die Betriebsrät:innen und Personalvertreter:innen, zunächst die Pandemie, die damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen und die wirtschaftlichen Herausforderungen. Mittlerweile kämpfen die Kolleg:innen gegen die massive Teuerung und deren Folgen. Dabei hat sich erneut bewiesen, dass die Betriebsrät:innen und Personalvertreter:innen in jeder Situation die Rettungsanker für die Beschäftigten sind.“, blickt ÖGB-Landesvorsitzender und AK-Präsident Peter Eder zurück und ergänzt: „Daher veranstalten wir heuer bereits zum zweiten Mal den Betriebsräte-Award um dieses unverzichtbare Ehrenamt entsprechend zu würdigen.“

170 Nominierungen

Von Anfang Mai bis Mitte September sind 74 Nominierungsbögen eingelangt. Da nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Teams nominiert wurden, gab es insgesamt Nominierungen für 170 Vertreter:innen der innerbetrieblichen Demokratie.

Die Jury, die sich aus ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann, ÖGB-Landesvorsitzenden und AK-Präsident Peter Eder, AK-Direktorin Mag.a Schmidjell, ÖGB-Landesgeschäftsführer Marvin Kropp, Univ. Prof. Dr. Rudolf Mosler, Dr. Thomas Hödlmoser (Betriebsrat SN & Vorsitzender der Journalist:innengewerkschaft), und Dr. Gerhard Rettenegger (ORF Salzburg) zusammensetzt, hat – unter Einbeziehung des parallel stattfindenden Online-Votings durch die Mitglieder – Sieger:innen in sieben Kategorien ermittelt.

Rund 5.200 Betriebsrät:innen, Personalvertretrer:innen und Jugendvertrauensrät:innen engagieren sich jeden Tag ehrenamtlich für ihre Kolleg:innen. „Sie leben tagtäglich die Sozialpartnerschaft im Betrieb und ihnen allen wollen wir danken“, fassen Peter Eder und Marvin Kropp die Leistungen – die oft weit über die „normale“ Betriebsrats-Tätigkeit hinaus gehen - zusammen.

„Denn“, so Eder, „wenn wir uns Sorgen machen, suchen wir Hilfe und da ist der Betriebsrat oder die Personalvertretung immer die erste Anlaufstelle, auch, wenn es z.B. um private Sorgen, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen oder Geldsorgen geht.“

7 Kategorien – neu: Engagement

Neben den bereits beim ersten Salzburger Betriebsräte-Award ausgezeichneten Kategorien wurde heuer auch die Kategorie „Engagement“ eingeführt. Sieger hier ist die vier Gewerkschaften (GÖD, GPA, via, younion) umspannende Arbeitsgruppe „Pflege und Betreuung“, die sich seit 2020 intensiv für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen dieser Berufe einsetzt. Sichtbares und deutliches Zeichen war der Fackelzug im Dezember 2021, bei dem 2.500 Teilnehmer:innen die Stadt und Zell am See zum Leuchten gebracht haben.

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Sabine Gabath, Roland Seitlinger, Rupert Gruber & Markus Pitterka von den Salzburger Landeskliniken, Christian Freisinger vom Krankenhaus Barmherzige Brüder, Christine Spitzer von der Privatklinik Ritzensee, Stefanie Bacher vom Krankenhaus Mittersill, Christoph Eschbacher von der Lebenshilfe, Daniela Gaar von den Städtischen Seniorenwohnhäusern und Klaus Brandhuber von der Diakonie haben es mit ihrem enormen Engagement geschafft, dass sie endlich in die Pflegeplattform des Landes und die entsprechenden Arbeitsgruppen aufgenommen wurden und nun Expert:innen wurden.

Kategorie Solidarität

In der Kategorie „Solidarität“ hat das BR-Team rund um Rahmi Sanli die Jury überzeugen können: Das Betriebsrats-Team der Firma Schlotterer Rollladen GmbH hat es geschafft, dass die von der Geschäftsführung geplante Verkürzung des alljährlichen Betriebsurlaubs über Weihnachten wieder zurückgenommen wurde. Damit hätten große Teile der 90 Nationen umfassenden Belegschaft ihre Familien nicht mehr besuchen können.

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Rahmi Sanli und sein Team griffen die Möglichkeit des persönlichen Feiertages auf, der (sofern er rechtzeitig eingebracht wird), vom Arbeitgeber nicht abgelehnt werden kann. Mit 325 Anträgen zum persönlichen Feiertag während dieser Zeitspanne konnten Sanli die Geschäftsführung überzeugen, dass der Betriebsurlaub auch weiterhin drei Wochen dauert.

Kategorie Jugendvertrauensrat

Der Sieg in der Kategorie „Jugendvertrauensrat“ ging an Demirel Velic, Jugendvertrauensrat der Firma Robert Bosch AG. Velic ist bekannt dafür, dass er sich leidenschaftlich für soziale Projekte einsetzt und sich für die Stimmen der jungen Menschen stark macht. Seine Fähigkeit, zuzuhören und konstruktive Lösungen zu finden, macht ihn zu einer wichtigen Säule im Jugendvertrauensrat.

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Die besondere Herausforderung dieses Ehrenamtes ist die kurze Funktionsdauer: Die Tätigkeit des Jugendvertrauensrates beträgt zwei Jahre – im Vergleich zum Betriebsrat, der für fünf Jahre gewählt wird. Die Rechte und Pflichten der Mitglieder des Jugendvertrauensrates entsprechen wesentlich jenen der Betriebsratsmitglieder.

Kategorie Mitgliedergewinnung

„Gerade die Krisen in den letzten Jahren haben auch dazu geführt, dass sich wieder mehr Menschen gewerkschaftlich organisieren und Mitglied werden – dazu braucht es aber auch Betriebsrät:innen und Personalvertrer:innen, die sich darum kümmern“, so ÖGB-Landesvorsitzender und AK-Präsident Peter Eder in seiner Laudatio.

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Veronika Aigner-Lederer, Siegerin in der Kategorie „Mitgliedergewinnung“ und Betriebsrätin bei Billa AG, hat es geschafft, innerhalb von 18 Monaten 217 neue Gewerkschaftsmitglieder zu gewinnen.

Kategorie Innovation

Dass eine gesunde Balance von Familie, Freizeit und Beruf immer wichtiger wird, zeigt das Beispiel aus der Kategorie „Innovation“: Martin Gstöttner und Ronald Freudenthaller, Betriebsratsvorsitzender und Zentralbetriebsrat der Firma Transgourmet, haben sich dafür eingesetzt, dass eine sechste Urlaubswoche ab sechs Jahren Betriebszugehörigkeit, für über-50-Jährige bereits ab drei Jahren möglich ist.

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Weitere Erfolge sind das Firmenrad, ein E-Bike, das auch geleast werden kann oder der Pendlerzuschuss über 200,- Euro, der auch auf eine Jahreskarte für die Öffis anwendbar ist.

Kategorie Neugründung

Über 30 Jahre lang wurde vergeblich versucht, bei Leiner Salzburg einen Betriebsrat zu installieren. „Die Gewerkschaft ist es aber gewohnt, einen langen Atem und viel Geduld zu haben“, so Marvin Kropp, ÖGB-Landesgeschäftsführer und Laudator der Kategorie „Neugründung“. Nach dem – dieses Mal erfolgreichen – neuen Anlauf im vergangenen Jahr wurde ein Betriebsrat mit Johann Schlager an der Spitze gewählt. Und sehr schnell musste sich das Betriebsrats-Team bewähren.

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„Mittlerweile hat sich im Unternehmen ein sozialpartnerschaftliches Verhältnis zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung entwickelt. Bei der gemeinsamen Gestaltung verkürzter Öffnungszeiten ab September 2023 hat sich das erst kürzlich wieder bestätigt.“

Kategorie Lebenswerk

Völlig zu Recht als „Urgestein“ der Gewerkschaftsbewegung kann man den Gewinner in der Kategorie „Lebenswerk“ bezeichnen. Robert Müllner, Angestellten- Betriebsratsvorsitzender a. D. der Firma MACO. Müllner war Mitte der 1980er Jahre zunächst Betriebsrat bei Porsche Produktion und Handelsgesellschaft. Dort hat er 1991 und 1995 federführend einen Sozialplan verhandelt und nachdem eine Betriebsschließung nicht abzuwenden war, an einem erfolgreichen Betriebsübergang zur Firma Pichler und Strobl mitgewirkt.

Matthias Kreuzer

2001 hat Robert Müllner, der auch Mitbegründer von ATTAC ist, federführend den Alternativgipfel etlicher NGOs beim Weltwirtschaftsforum in Salzburg organisiert. In diesem Rahmen kam es erstmals zu einem Schulterschluss zwischen NGOs, dem Wirtschaftsbund, Gewerkschaften (GPA Sallmutter), Alternativnobelpreisträger und der AK.

Nach 17 Jahren bei Porsche wechselte Müllner zu MACO, wo er ab 2003 im Betriebsrat war, ab 2005 freigestellter Betriebsrats-Vorsitzender. Er hat dort ebenfalls viele wirtschaftliche Höhen und Tiefen erlebt und mit begleitet. Robert Müllner war auch wesentlich daran beteiligt, dass MACO (und Porsche Alpenstraße) entgegen der Widerstände von Politik und Naturschutzbund am Standort Alpenstraße ausbauen konnte.

Danke an alle Nominierten für euren großartigen Einsatz

„Wir gratulieren nicht nur den Gewinnerinnen und Gewinnern des heutigen Abends, sondern bedanken uns bei allen Nominierten. Die Betriebsrät:innen und Personalvetreter:innen in Salzburg legen jeden Tag den Grundstein für unsere gewerkschaftliche Arbeit in den Betrieben und leisten einen ungemein wertvollen Beitrag, um das Arbeitsleben in den Betrieben stetig zu verbessern.“, fassen Kropp und Eder ihre Gratulationswünsche zusammen.

„Wir bedanken uns auch beim Land Salzburg und Landeshauptmann Dr. Haslauer“, so Kropp abschließend. „Bereits der erste Betriebsräte-Award fand in diesen Räumlichkeiten statt und wir sind sehr dankbar dafür, dass wir sie heuer wieder nutzen können. Denn einen ehrwürdigeren Rahmen für diese Veranstaltung können wir uns kaum vorstellen."

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