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weiblicher Lehrling mit Ausbilderin an einer Werkbank
Lieber Technikerin als Friseurin? Am Konto macht sich eine clevere Berufswahl schnell bemerkbar. Sprungbrett Brigitte Gradwohl

Gleichberechtigung

Mädchen können alles werden!

Während junge Männer häufig gut bezahlte technische Berufe lernen, wählen Mädchen oft schlecht bezahlte Jobs.

Trotz der guten Jobaussichten interessieren sich rund 20 Prozent weniger junge Frauen als Männer für sogenannte MINT-Berufe – also Jobs in den Feldern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Nur ein Viertel der hochqualifizierten Wissenschafts- und Technikjobs hierzulande ist von Frauen besetzt. 

Auch bei Lehrberufen zeigen sich große Unterschiede zwischen jungen Frauen und Männern: Laut Wirtschaftskammer führen seit Jahren Einzelhandel, Friseurin und Bürokauffrau die Top 3 der von jungen Frauen gewählten Lehrberufe an. Die Einkommen in diesen Branchen liegen deutlich unter jenen in der Metall-, Elektro- oder Kfz-Technik. 

Job-Vorbilder fehlen

Viele junge Frauen wissen nicht, welche Aufgabenbereiche bestimmte Berufe und Tätigkeitsfelder umfassen, und entscheiden sich daher eher für einen Job, der ihnen bekannt ist. Für die ÖGB-Frauen ist es daher höchste Zeit für ein Umdenken in der Gesellschaft. 

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende

Wenn wir weiter an dem Gedanken festhalten, dass Interessen und Fähigkeiten nicht individuell sind, sondern durch das Geschlecht vorherbestimmt, zementieren wir damit nur veraltete Rollenbilder ein.

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende

Bei Betrachtung der Entwicklung der MINT-Berufe in den letzten Jahren wird ersichtlich, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften in diesen Tätigkeitsbereichen kontinuierlich steigt: Waren in Österreich im Jahr 2015 insgesamt 112.000 Naturwissenschaftler:innen, Mathematiker:innen und Ingenieur:innen beschäftigt, stieg deren Anzahl im Jahr 2021 auf 138.000 Beschäftigte. Der Anteil weiblicher Arbeitskräfte machte mit 27 Prozent knapp über ein Viertel der Beschäftigten in diesem Tätigkeitsbereich aus. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch im Hinblick auf akademische und vergleichbare Fachkräfte in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) feststellen: Die Gesamtanzahl der Beschäftigten stieg im selben Zeitraum von 77.000 auf 97.000. Die weiblichen IKT-Fachkräfte sind dabei mit einem Anteil von 16 Prozent deutlich unterrepräsentiert. Ein vergleichsweise leichterer Zuwachs von 205.000 auf 219.000 Beschäftigte war unter den ingenieurtechnischen und vergleichbaren Fachkräften zu verzeichnen. Hier machte der Frauenanteil zuletzt (2021) lediglich 9 Prozent aus (Binder et al. 2021, S. 19; Statistik Austria 2021).

Im Bereich der Lehrausbildung liegt laut der WKÖ-Lehrlingsstatistik der Anteil weiblicher Lehrlinge über alle Lehrberufe bei knapp einem Drittel, in der Lehrberufsgruppe „technische Berufe“ betrug der Frauenanteil im Jahr 2021 hingegen 10,9 Prozent. 

Ein Sprungbrett für Mädchen

Um eine Veränderung zu erreichen, bietet zum Beispiel der Verein Sprungbrett in Wien gezielte Hilfestellung für junge Frauen. Im Angebot: Beratungsgespräche, Berufsorientierungs-Workshops, Selbstverteidigungskurse, Ausbildungstrainings und Kurse für Berufe mit niedrigem Frauenanteil. Im Mai vergibt der Verein zudem den jährlichen amaZone-Award. Damit werden Unternehmen in Wien und Umgebung ausgezeichnet, die sich besonders für die Förderung weiblicher Lehrlinge in Berufen mit geringem Frauenanteil auszeichnen.

 

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