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Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie MitarbeiterInnen im Lebensmittelhandel erbringen gerade besondere Leistungen.

Vorarlberg

SystemheldInnen: Mehr Geld statt Applaus!

ÖGB-Stemmer: „Diese Krise lehrt hoffentlich viele, wer zu den LeistungsträgerInnen dieser Gesellschaft zählt!"

„Viele ArbeitnehmerInnen, deren Leistungen sonst nicht genug Beachtung bekommen haben, stehen in der Corona-Krise an vorderster Front, um das öffentliche Leben aufrechtzuerhalten“, betont der ÖGB-Landesvorsitzende Reinhard Stemmer. „Dank, Applaus und Anerkennung sind aber zu wenig – denn davon können die KollegInnen keine Miete oder ihre Autoversicherung bezahlen.“ Stemmer fordert neben Prämien, „die man wirklich spürt“, ordentliche Lohn- und Gehaltserhöhungen. Damit würde auch etwas gegen das Problem der Frauenarmut getan, „denn es sind vor allem Frauen, die in niedrig bezahlten Jobs unsere Gesellschaft derzeit am Laufen halten.“

Besondere Leistungen erbringen derzeit Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie MitarbeiterInnen im Lebensmittelhandel. Sie können ihre Arbeit weder aufschieben noch Abstand zu PatientInnen und KundInnen halten. Arbeitszeiten wurden ausgeweitet und Urlaubssperren verhängt. „Gerade jetzt wird klar, dass wir ohne die KollegInnen in Betreuungs- und Gesundheitsberufen sowie im Lebensmittelhandel aufgeschmissen wären. Doch außer Dankesbekundungen bekommen die HeldInnen unseres Alltags eher wenig“, kritisiert Stemmer. Eine Einzelhandelskauffrau bekommt im Schnitt ein Einstiegsgehalt von 1.600 Euro brutto. Davon bleiben netto rund 1.285 Euro übrig. Als PflegeassistentIn im Krankenhaus bekommt man rund 2.075 Euro brutto. „Dafür setzen die KollegInnen ihre Gesundheit aufs Spiel, damit wir versorgt werden und Lebensmitteln kaufen können.“

Stemmer fordert, dass es für diese Leistungen in der Krise ordentliche Belohnungen geben muss. Einerseits soll dies in Form einer Prämie erfolgen, „die wirklich spürbar ist und nicht nur auf die Mitarbeiterkarte gebucht wird. Andererseits muss in Kollektivvertragsverhandlungen dafür gesorgt werden, dass sich die Leistungen auch nachhaltig auf dem Lohnzettel wiederspiegeln.“ Stemmer betont zudem, dass es vor allem Frauen sind, die derzeit unser System am Laufen halten. So sind 88 Prozent der Beschäftigten in Betreuungsberufen, 81,5 Prozent des Gesundheitspersonals und 70,6 Prozent der Beschäftigten im Lebensmittelhandel Frauen (Erhebung Momentum Institut). Frauen in tendenziell niedrig bezahlten Jobs, gehören zur Gruppe, die am stärksten armutsgefährdet sind. „Schon allein deshalb ist es dringend notwendig, die Gehaltsstruktur in derzeit stark geforderten Branchen zu überdenken.“

„Diese Krise lehrt hoffentlich viele, wer zu den LeistungsträgerInnen dieser Gesellschaft zählt. Das darf auch hinterher nicht vergessen werden.“ Neben den Beschäftigten im Gesundheitsbereich und im Lebensmittelhandel denkt Stemmer auch an die ArbeitnehmerInnen im öffentlichen Verkehr, dem Transportwesen, genauso wie an Reinigungskräfte, ApothekerInnen und die MitarbeiterInnen in der Sicherheitsbranche. „Ihre Leistungen für das Aufrechterhalten vieler systemrelevanter Funktionen kann gar nicht hoch genug geschätzt werden“, betont der ÖGB-Landesvorsitzende.