Zum Hauptinhalt wechseln
Michael Mazohl

Interview

„Arbeitslosigkeit muss bekämpft werden wie die Pandemie”

ÖGB-Präsident Katzian fordert von der Regierung mehr Einsatz für Arbeitslose

„Wir haben es nicht erst bei unserem Arbeitsmarktgipfel mit der Arbeiterkammer klargemacht: Die Arbeitslosigkeit muss mit der gleichen Priorität bekämpft werden wie die Pandemie“, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im Ö1-Morgenjournal. Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung reichen nicht aus: „Überschriften sind zu wenig, da ist Luft nach oben!“

Der Handlungsbedarf liege auf der Hand, so Katzian. Für mehr als 400.000 Arbeitslose gibt es derzeit 79.000 offene Stellen. „Da kann man noch so gut ausgebildet sein, es kann sich nicht gar nicht ausgehen, dass alle rasch Arbeit finden.“ Luft nach oben sieht der ÖGB-Präsident auch beim AMS-Budget, das 2008 um 650 Millionen Euro gekürzt und heuer um 700 Millionen erhöht wurde, von denen 58 Millionen schon fix für den Bildungsbonus verplant sind.

Mehr Altersteilzeit

Es braucht zielgerichtete Maßnahmen, fordert Katzian. Hätte man beispielsweise die Aktion 20.000 nicht gekürzt, hätte man jetzt eine Sorge weniger. Für ältere ArbeitnehmerInnen, die in Zeiten von Corona überproportional von Kündigungen betroffen, braucht es mehr Altersteilzeit. Darüber und über das Solidaritätsprämienmodell seien bereits Gespräche mit den Arbeitgebern vereinbart wurden, so der ÖGB-Präsident: „Altersteilzeit ist ein Instrument, das Unternehmen stärker einsetzen können. Mit 54, 55 Jahren oder 56 Jahren ohne Chance am Arbeitsmarkt zu sein, das ist ein Drama. Da geht es auch um Würde – dagegen muss man mit aller Macht vorgehen.“

Mit 54, 55 Jahren oder 56 Jahren ohne Chance am Arbeitsmarkt zu sein, das ist ein Drama. Da geht es auch um Würde – dagegen muss man mit aller Macht vorgehen.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian

Lehrplätze und Talente fördern

Für junge Menschen bekräftigt Katzian die Forderung der ÖGJ nach einem Fonds, um Lehrstellen speziell zu fördern. Es gehe auch darum, Talente zu fördern, den jungen Menschen Ausbildungen zu ermöglichen, die sie gerne machen, sagt Katzian: „Das möchte ich vorantreiben.“

Extrapakete für besonders betroffene Branchen

Ob das Kriseninstrument Kurzarbeit, das jetzt einmal bis Ende März verlängert wurde, eine Dauerlösung sein wird, das werde auch die Evaluierung im Frühjahr zeigen. „Ich kann mir aber aus heutiger Sicht schwer vorstellen, dass wir sie dann mit einem Schlag stoppen“, meint Katzian: Was es aber auf jeden brauche, das sind zusätzliche Extrapakete für Branchen, in denen auch keine Kurzarbeit möglich ist, wie beispielsweise die Eventbranche oder die Stadthotellerie.

Investitionen ankurbeln, Gemeinden stärken

Auch die Notwendigkeit von Konjunkturpaketen liegt auf der Hand. Das Paket für die Gemeinden, in denen es viele Investitionen braucht, habe beispielsweise den Schönheitsfehler, dass die Gemeinden mitfinanzieren müssen, obwohl viele wirtschaftlich nicht dazu in der Lage wären, sagt der ÖGB-Präsident: „Hier braucht es also einen Topf, auf den die Gemeinden zugreifen können.“

Das ganze Interview gibt es hier: