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Mehr Einkommen, bessere Arbeitsbedingungen

KV-Handel: Das Gehaltsplus kann gar nicht hoch genug sein 

Leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche und Digitalisierungsbonus für Lehrlinge gefordert

Im Oktober 2020 ging es ungewöhnlich schnell: Der Pandemie geschuldet einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft (wie auch in anderen Branchen) bereits in der ersten Verhandlungsrunde auf einen neuen Handels-KV. 

Mit 1. Jänner 2021 stiegen Gehälter und Lehrlingsentschädigungen um 1,5 Prozent, was zum Zeitpunkt der Einigung der durchschnittlichen Teuerung der vergangenen 12 Monate entsprach. 

Nach dem Krisendeal im Vorjahr braucht es jetzt einen Zukunftsdeal. 

Anita Palkovich, GPA

Beschäftigte brauchen einen Zukunftsdeal  

Heuer wird es länger dauern, am 21. Oktober beginnen die KV-Verhandlungen für die rund 415.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel. „Nach dem Krisendeal im Vorjahr braucht es jetzt einen Zukunftsdeal", sagt die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Anita Palkovich  von der GPA. Die exakte Forderung für das Gehaltsplus wird traditionell erst während der Verhandlungen bekannt gegeben, aber eines ist klar: „Die Gehaltserhöhung kann nicht hoch genug ausfallen“, wie Palkovich es formuliert.  

Als Orientierung dient auch in diesen Kollektivvertragsverhandlungen die Inflationsrate, die in den vergangenen 12 Monaten in Österreich 2,1 Prozent betrug. Die Teuerung ist aber deutlich gestiegen und lag zwischen 2,8 und 3,2 Prozent. Zudem sind viele Unternehmen, vor allem der Lebensmittelhandel, gut durch die Pandemie gekommen.  

Mehr Freizeit, 50 % Zuschlag für Nachtarbeit  

Eine freiwillige Corona-Prämie wird nicht gefordert, sehr wohl aber Verbesserungen im Rahmenrecht, erklärt Palkovich. Einmal mehr wird die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche thematisiert, die den Beschäftigten erst nach 25 Jahren beim selben Dienstgeber zusteht, was im Handel wie in anderen Branchen mit großer Fluktuation immer weniger Angestellte erreichen.   

Außerdem auf der Forderungsliste: Zuschläge bereits ab der ersten Stunde Mehrarbeit und ein Nachtzuschlag von 50 Prozent für die Arbeit zwischen 21.00 und 6.00 Uhr. Vor allem im Lebensmittelhandel ufern Öffnungszeiten und damit Vor- und Nacharbeitszeiten aus, das muss dementsprechend honoriert werden.

Außerdem drängt die GPA auf ein Recht auf Stundenerhöhung, wenn mehr als drei Monate lang regelmäßig Mehrstunden geleistet werden. Für Lehrlinge fordert die Gewerkschaft einen Digitalisierungsbonus von 250 Euro, weil die Bundesregierung nur SchülerInnen mit Laptops und Tablets ausstattet.  

Wenn man so dringend Personal sucht, dann muss man die Bezahlung erhöhen und die Arbeitsbedingungen besser gestalten.

Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA

Bessere Arbeitsbedingungen schaffen  

Es gehe vor allem um bessere Arbeitsbedingungen für Frauen und darum, Perspektiven für Junge zu schaffen, sagt Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA und des Betriebsrats bei der Morawa Buch- und Medien GmbH, der auch das Rezept gegen den zuletzt vom Handelsverband beklagten Arbeitskräftemangel in der Branche weiß: „Wenn man so dringend Personal sucht, dann muss man die Bezahlung erhöhen und die Arbeitsbedingungen besser gestalten.“ Genau dafür kämpft die GPA bei den Kollektivvertragsverhandlungen.  

Facts zum Handelskollektivvertrag

Im Handel arbeiten rund 415.000 Angestellte und 15.000 Lehrlinge.

Knapp zwei Drittel sind Frauen, im Einzelhandel ist der Frauenanteil noch höher. Mehr als die Hälfte der Frauen arbeitet Teilzeit.

Das kollektivvertragliche Mindestgehalt für Vollzeitangestellte im KV beträgt 1740 Euro. 

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Arbeitgebervertreter ignorieren Bedürfnisse der Handelsangestellten

„Es gibt keine Bereitschaft, auf unser Forderungsprogramm einzugehen. Die berechtigten Forderungen, die insbesondere die Bedürfnisse weiblicher Beschäftigter berücksichtigen, wurden einfach mit dem lapidaren Hinweis abgetan, KV-Politik sei keine Frauenpolitik. Das zeugt von einer Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen der Handelsangestellten mit einem Frauenanteil von etwa 70 Prozent“, zeigte sich Palkovich nach der ersten Runde enttäuscht und verärgert.

Verbesserungen und Zukunftsfragen müssen diskutiert werden

Die VertreterInnen der ArbeitnehmerInnen erwarten in der nächsten Runde am 3. November die Bereitschaft, sich ernsthaft mit den Forderungen auseinanderzusetzen. „Bislang ist keinerlei Wertschätzung gegenüber den Leistungen der Handelsangestellten im vergangenen Jahr spürbar. Eine Weigerung, im Kollektivvertrag über spürbare Verbesserungen und Zukunftsfragen zu verhandeln, wird jedenfalls für die Branche insgesamt keine gute Perspektive eröffnen und die Attraktivität für die Beschäftigten nicht verbessern“, sagt Müllauer.