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Betriebsrat der Woche_Markus Kohler
Markus Kohler war 10 Jahre Betriebsratsvorsitzender im größten Spital Vorarlbergs – jetzt geht er in Pension. Mit ihm bekam das LKH Feldkirch endlich einen Betriebsrat, der sich mit großem Engagement und Leidenschaft für die Anliegen und Bedürfnisse der Beschäftigten einsetzt. FSG Vorarlberg

Von einem leeren Betriebsratsbüro und dem aktuellen Pflegenotstand

Markus Kohler war 10 Jahre Betriebsratsvorsitzender im größten Spital Vorarlbergs – jetzt geht er in Pension. Mit ihm bekam das LKH Feldkirch endlich einen Betriebsrat, der sich mit großem Engagement und Leidenschaft für die Anliegen und Bedürfnisse der Beschäftigten einsetzt. Ein großartiges Beispiel dafür, wie wichtig die Arbeitnehmer:innenvertretung im Betrieb ist. 

Wie kam es zu deiner Wahl zum Betriebsratsvorsitzenden?

Bei einem Teil der Mitarbeiter:innen gab es immer schon eine gewisse Unzufriedenheit mit der bestehenden Langzeitliste. Sie wurde als inaktiv und überheblich empfunden. Es wollte jedoch niemand so richtig selbst aktiv werden. Mit der Zeit wuchs die Unzufriedenheit und immer mehr Kolleg:innen sagten schließlich, dass etwas geschehen muss. Bei der Wahl im Oktober 2012 war es dann so weit. Nach vielen Gesprächen haben sich 30 Mitarbeiter:innen zusammengefunden, die sich auf einer neuen Liste zur Wahl stellten.

Warum hast du dich für das Amt zur Verfügung gestellt?

Es wollten zwar viele bei der neuen Liste mitmachen, aber niemand wollte sich an die Spitze stellen. Ich war zu der Zeit Abteilungsleiter und habe mich selbst nicht unbedingt an erster Stelle gesehen. Als jedoch niemand den Vorsitz übernehmen wollte, stellte ich mich eben zur Verfügung. Aufgrund der Freistellung sah ich dann auch keinen Konflikt mit meiner vorherigen Leitungsfunktion. Wir haben bei dieser Wahl fast zwei Drittel der Stimmen erhalten. Unseren Vorgängern schmeckte das natürlich gar nicht. Sie hinterließen uns ein absolut leeres Büro. Sogar die Fachliteratur räumten sie aus.  

Was waren deine größten „Erfolge“, die du als BR-Vorsitzender in deinem Betrieb umsetzen konntest bzw. worauf bist du besonders stolz?

Ziemlich bald haben wir festgestellt, dass einige Mitarbeiter:innen die ihnen zustehenden Zusatzstunden laut Nachtschwerarbeitsgesetz nicht gutgeschrieben bekommen. Wir haben den damaligen Personalverantwortlichen der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) darauf aufmerksam gemacht und auf die dazu bereits bestehenden OGH-Urteile hingewiesen. Die Antwort war - auch wenn es Urteile dazu gibt – „wir wollen das nicht.“ Also gingen wir vor Gericht und bekamen Recht. 

Man versuchte, uns stets die Arbeit so schwer wie möglich zu machen. Natürlich erhielten wir immer die uns rechtlich zustehenden Informationen, nur nicht immer auf die einfachste Art und Weise. 

Markus Kohler, Betriebsrat LKH-Feldkirch

Wie schwer bzw. einfach war die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung bzw. Entscheidungsträgern? Gerne auch Beispiele, Anekdoten?

Man versuchte, uns stets die Arbeit so schwer wie möglich zu machen. Natürlich erhielten wir immer die uns rechtlich zustehenden Informationen, nur nicht immer auf die einfachste Art und Weise. Wenn ich etwa Dienstpläne auf die Einhaltung der Arbeitszeit- und Arbeitsruhegesetze kontrollieren wollte, musste ich die Pflegedirektion bitten, die entsprechenden Pläne auszudrucken. Zugriff auf das Dienstplanprogramm bekam ich nicht. Ebenso wenig wie auf die Mitarbeiter:innen-Daten, auf die der Betriebsrat Zugriff haben muss. Auch diese musste ich anfordern, wenn ein Mitarbeiter zum Beispiel seine Gehaltseinstufung kontrolliert haben wollte. Ganz aus war es dann mit der Zusammenarbeit, wenn der Betriebsrat in der Öffentlichkeit etwas aufzeigte. In solchen Situationen ist der Rückhalt durch die Gewerkschaft sehr wertvoll. 

Das ständige Gerede davon, wie schön dieser Beruf doch ist, frustriert die, die jetzt in der Pflege arbeiten.

Markus Kohler, Betriebsrat LKH-Feldkirch

Wir stecken mitten in einer akuten Personalkrise in der Pflege – was wünscht du dir – auch für deine Nachfolger:innen - im Kampf für eine Verbesserung der Situation?

In der aktuellen Personalkrise wünsche ich mir vor allem, dass die Verantwortlichen Stellen – KHBG und Politik – endlich aufhören, alles schön zu reden. Es reicht nicht zu sagen, alles ist eigentlich gut und nur durch Corona ist die Situation ein wenig durcheinandergeraten. Das ständige Gerede davon, wie schön dieser Beruf doch ist, frustriert die, die jetzt in der Pflege arbeiten. Jene, die durch zum Teil unbezahlte Mehrarbeit das System am Laufen erhalten. So bringt man auch nicht mehr junge Menschen in die Pflege, dazu braucht es bessere Arbeitsbedingungen – Einhalten der Arbeitszeit, verpflichtende Mindeststellenpläne, faire Behandlung der Teilzeitbeschäftigten, Vereinbarkeit von Familie und Beruf etc. Eine Aufwertung des Berufs durch erweiterte Kompetenzen, Mitsprachemöglichkeiten und natürlich angemessene Bezahlung und Karrierechancen.

 

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