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Stephanie Guberner

Homeoffice ist „ein ganz heißes Thema”

„Ein ganz heißes Thema und ein enormes Spannungsfeld zwischen jenen, die den Nutzen sehen und jenen, die die Gefahren und Hürden erleben”, so Korinna Schumann zum Thema Homeoffice. Eindeutig ist für die Vizepräsidentin des Österreichischen Gewerkschaftsbundes: „Es ist gekommen, um zu bleiben, aber es braucht verpflichtende Vereinbarungen und Regelungen, damit arbeiten im Homeoffice für die ArbeitnehmerInnen nicht zur Einbahnstraße wird.” Ganz ähnlich erlebt das Barbara Teiber: „Es ist ein riesiges Thema in unserer Gewerkschaft”, weiß die Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier. Es gebe viele Chancen, man müsse aber trotzdem aufpassen, dass das Homeoffice für die „ArbeitnehmerInnen nicht zum Bumerang wird”. Und: Es könne nur freiwillig funktionieren, inklusive dem Recht auf einen Arbeitsplatz im Betrieb.

Es ist gekommen, um zu bleiben, aber es braucht verpflichtende Vereinbarungen und Regelungen.

Korinna Schumann (ÖGB-Vizepräsidentin)

Klar ist damit auch: Ein inhaltlicher Austausch ist nicht nur innerhalb der Gewerkschaften nötig, sondern auch mit externen ExpertInnen. Der ideale Rahmen dafür ist der Sommerdialog des ÖGB und deshalb diskutierte am Dienstag eine hochkarätige Runde über das Massenphänomen Homeoffice.

Frauen in der Homeoffice-Falle

Besonderes Augenmerk müsse auch auf die Situation der Frauen gelegt werden. Ein noch größerer Teil der unbezahlten Arbeit, etwa Kinderbetreuung oder Haushalt, fällt im Homeoffice auf sie zurück. „Rollenbilder, die sich jetzt festsetzen, sind später schwer aufzubrechen. Die Frage der langfristigen Auswirkungen muss man sich noch stellen”, erklärt Katharina Mader von der WU Wien.  

Rollenbilder, die sich jetzt festsetzen, sind später schwer aufzubrechen.

Katharina Mader (WU Wien)

Neben einem klaren Unterschied zwischen den Geschlechtern sieht sie ein weiteres Phänomen: „Es ist ganz stark schichtspezifisch.” Menschen mit hohen Einkommen würden im Homeoffice arbeiten, jene mit niedrigem Einkommen hätten diese Chance aber nicht, würden in Kurzarbeit oder sogar Arbeitslosigkeit landen. Bettina Kubicek, Forscherin der Uni Graz, teilt diese Ansicht: „Ein elitäres Phänomen, ja.” Trotzdem war Homeoffice mit einem Schlag eine Realität für viele ArbeitnehmerInnen: „Plötzlich kam Homeoffice für viele Menschen in Frage, für die das bisher kein Thema war”, so Kubicek. Positiv ist für Katharina Mader aber eine wesentliche Erkenntnis: „Führungskräfte haben gecheckt, dass im Homeoffice gearbeitet wird.”

Mit gut organisierten Betrieben kann man vorzeigen, wie es geht.

Silvia Hruska-Frank (AK Wien)

Klare Regeln sind dringend notwendig

Deutlich wurde vor allem ein Punkt: Es braucht klare Regelungen. „Völlig ungeregeltes Homeoffice ist sicher eine Katastrophe”, warnte etwa Johannes Gärtner, Geschäftsführer von Ximes, der zum Thema Arbeitszeit berät und forscht. Für die Gewerkschaften sieht Silvia Hruska-Frank, die stellvertrende Leiterin der Abteilung Sozialpolitik in der Wiener Arbeiterkammer, eine große Chance: „Man muss von Anfang an mitgestalten. Mit gut organisierten Betrieben kann man vorzeigen, wie es geht”, so die AK-Expertin.