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ETUC/Erik Luntang

Gesundheitssystem

Öffentliche Gesundheitssysteme besser

Joseph Stiglitz warnt vor privat finanzierten Krankenversicherungen

"Freiheit und Sicherheit" lautet das Motto des diesjährigen Europäischen Forum Alpbach. Bei der Eröffnung der Gesundheitsgespräche am 18. August wird Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz den Hauptvortrag halten. Aus seiner Sicht haben in der Gesundheitsversorgung jene Systeme versagt, die auf privater Finanzierung basieren. Das sagte er in einem Interview mit der Austria Presse Agentur (APA). 

Kluft zwischen Arm und Reich spielt wesentliche Rolle

"In den entwickelten Ländern haben wir vor allem zwei Herausforderungen: Erstens, wie ermöglichen wir breiten Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erschwinglichen Preisen? Die zweite Herausforderung liegt darin, dass Gesundheit durch eine ganze Reihe von Faktoren beeinflusst wird - und das ist die soziale Situation, in der Menschen leben." Da spiele die sich vergrößernde Kluft zwischen Arm und Reich, die Entsolidarisierung, eine wesentliche Rolle.

USA: „System, das einfach nicht funktioniert“

Private Versicherungen maximieren ihre Prämieneinkommen und minimieren die Leistungen.

Die europäischen Systeme einer öffentlichen Gesundheitsversorgung mit Finanzierung aus Steuermitteln oder über soziale Krankenkassen biete hier seit jeher klare Vorteile, betonte Stiglitz: "Da haben wir in den USA ein enormes Systemversagen. In den USA ist die Lebenserwartung in den drei vergangenen Jahren ständig gesunken. Wir geben enorm viel für Gesundheit aus. Aber davon profitieren vor allem die Pharmaindustrie und die privaten Krankenversicherungen. Wir haben ein System, das einfach nicht funktioniert."

Menschen gehen nicht zum Arzt, Krankheiten werden schlimmer

"Ein öffentliches Gesundheitssystem hat den Vorteil, dass man Präventionsmaßnahmen ergreifen kann“, sagte Stiglitz. Das sei in einem privat finanzierten System aus Gründen der Gewinnmaximierung kaum möglich. "Die Menschen gehen nicht zum Arzt, wenn sie es frühzeitig sollten." Das mache sich entwickelnde Krankheiten oft nur noch schlimmer.

ÖGB kritisiert Zerschlagung der Sozialversicherung

Auch der ÖGB kämpft für den Erhalt der gesetzlichen Krankenversicherungen und wehrt sich gegen politische Versuche, das Gesundheitssystem auf Privatisierungen vorzubereiten, wie zuletzt durch die türkis-blaue Bundesregierung.