Zum Hauptinhalt wechseln
BY-SA 4.0 Ninjastrikers, commons.wikimedia.org
BY-SA 4.0 Ninjastrikers, commons.wikimedia.org

Myanmar: GewerkschafterInnen im Visier des Militärs

Trotz unvorstellbarer Repressalien reißt der friedliche Protest der Bevölkerung in Myanmar nach dem Militärputsch nicht ab, berichtet Gewerkschafterin Khaing Zar Aung im Gespräch mit oegb.at. Gewerkschaften spielen eine zentrale Rolle, stehen also im Visier der Armee.

„Menschen werden getötet, ihnen wird ihr Eigentum geraubt. Tag und Nacht stürmt das Militär überall Häuser. Es gibt viele Morde. Bei Demonstrationen benutzen sie Flugzeuge, um Tränengas in die Menge zu werfen. Viele sterben an einem Kopfschuss durch Scharfschützen.“ Es sind Horrorszenarien, die Khaing Zar Aung, Präsidentin der Gewerkschaft der IndustriearbeiterInnen von Myanmar (vormals Burma), im Gespräch mit Isabelle Ourny, Internationale Sekretärin im ÖGB, schildert.

Fast scheint es so, als hätte die Armee ihre Rechnung ohne den erbitterten Widerstand der Zivilbevölkerung gemacht. Seit der blutigen Machtübernahme des Militärs Anfang Februar wehren sich immer mehr Menschen gegen Verhaftungen, Folter und Mord. Von der massiven Gewalt lassen sich die TeilnehmerInnen an Demonstrationen nicht einschüchtern, regelmäßig gehen Zehntausende gegen die Herrschaft der Generäle auf die Straße.

Gewerkschaften werden verboten, GewerkschafterInnen verfolgt

Gewerkschaften spielen nicht erst seit sie Anfang März zu einem Generalstreik aufgerufen haben eine zentrale Rolle. „Unsere Mitglieder beteiligen sich an den Bewegungen des zivilen Ungehorsams, sie unterstützen den Protest“, schildert Khaing Zar Aung. Die Reaktion von Militär und Polizei: Strafrechtliche Verfolgung, nachdem die Junta Gewerkschaften als illegal erklärte. Das Militär zwingt Fabrikmanager, Informationen über Gewerkschaften herauszugeben, an vielen Orten werden Gewerkschaftsmitglieder namentlich gesucht - nicht allen gelingt die Flucht..

ÖGB: Internationale Solidarität ist gefragt

Gewerkschaften auf der ganzen Welt sind entsetzt über die Aktion des Militärs in Myanmar. „Internationale Solidarität ist einer der Grundpfeiler der Gewerkschaftsbewegung, diese Solidarität braucht es jetzt für Myanmar, bekräftigt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian die Forderung von Khaing Zar nach Unterstützung der EU, indem etwa wirtschaftliche Sanktionen gegen den südostasiatischen Staat verhängt werden: „Die Vorgangsweise des Militärs in Myanmar passt weder in das Bild der EU noch in jenes der Weltgemeinschaft.“

Die Vorgangsweise des Militärs in Myanmar passt weder in das Bild der EU noch in jenes der Weltgemeinschaft.

Wolfgang Katzian

Protest von EGB und IGB

„Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den Erfolg des Putsches zu verhindern“, heißt es in einer Resolution des Europäischen Gewerkschaftsbundes. Gefordert werden unter anderem die sofortige Freilassung aller politisch Gefangenen, wirtschaftliche Sanktionen gegen die Militärführer sowie eine Erklärung des UN-Menschenrechtsrates. „Alle Maßnahmen, die es braucht, um die Demokratie und die Rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder herzustellen, müssen gesetzt werden“, fasst Katzian zusammen.

„Wir sind solidarisch mit den Menschen in Myanmar, in ihrer Entschlossenheit, die mörderische Diktatur der Militärjunta zu beenden und das Land auf dem Weg zur Demokratie zurückzuführen“, meint Sharan Burrow, Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes und fordert, jegliche Zusammenarbeit mit dem Militär in Myanmar sowie enge Geschäftsbeziehungen zu beenden.

Unterstützung des ÖGB für Gewerkschaften in Myanmar hat Tradition

Die Beziehungen zwischen dem ÖGB und der Konföderation der Gewerkschaften Myanmars (CTUM) ist nicht erst durch den Militärputsch entstanden. Schon zu Zeiten der letzten Militärregierung hatte der ÖGB mehrfach gegen die Behandlung der GewerkschaftskollegInnen in diesem Land protestiert. Mit dem Wiedererstarken der Demokratiebewegung 2012 wurden in Myanmar die Gewerkschaften wieder legalisiert. Der ÖGB zählte weltweit zu den ersten Gewerkschaftsbünden, die den nun legalen Verband CTUM unterstützten. Unter anderem gab es Hilfen des ÖGB für den aus dem Exil zurückgekehrten Generalsekretär U Maung Maung. Die gute Zusammenarbeit unterstrich zuletzt auch 2019 die Einladung an eine Kollegin der Schwesterorganisation aus Myanmar zu einem zehntägigen Ausbildungskurs in Wien.