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Alleinerziehende gestresst mit Kind
Frauen sind in Coronazeiten besonders gefordert Marina Andrejchenko - stock.adobe.com

Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Coronazeiten als Hochseilakt

Corona hat den Alltag aller Menschen in Österreich stark verändert. Besonders schwer getroffen hat die Pandemie aber die Frauen. Sie arbeiten als Systemerhalterinnen an vorderster Front, sie tragen im Homeoffice die Hauptlast der Hausarbeit und Kinderbetreuung, sie waren – und sind es immer noch – von Arbeitslosigkeit stark betroffen. Das Institut für Soziologie der Universität Wien hat deshalb im Auftrag der Arbeiterkammer Wien analysiert, wie es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie aktuell steht. 

Höchste Flexibilität und große Sorgen im Berufsalltag 

Stark schwankende Arbeitszeiten sowie gesundheitliche und finanzielle Sorgen forderten Eltern während der Pandemie besonders. Kurzfristig geänderte Arbeitszeiten erschwerten die Familienorganisation und die Sicherstellung der Kinderbetreuung. Um tagsüber für ihre Kinder da zu sein, verlagerten Eltern im Homeoffice ihre Arbeit häufig auf den Abend oder das Wochenende. Zur psychischen Belastungsprobe wurden auch gesundheitliche und finanzielle Sorgen. So fürchteten Befragte in systemrelevanten Berufen, die Krankheit in ihre Familien zu tragen. Betroffene von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit plagten vor allem finanzielle Sorgen und Zukunftsängste. 

Frauen tragen Mehraufwand  

Der gestiegene Aufwand für unbezahlte Arbeiten im Haushalt, die vor allem Kinderbetreuung, Homeschooling und Hausarbeit betrafen, wurde zum größten Teil von Frauen übernommen. Männer übernahmen jene Tätigkeiten, die sie auch vor der Pandemie ausgeführt hatten. Die befragten Frauen fühlten sich zunehmend von ihren Partnern alleine gelassen. Alleinerzieherinnen waren besonders stark belastet. 

Homeschooling ist mehr als Unterricht von zu Hause 

Der Unterricht von zu Hause erwies sich nicht nur als zeitintensiv, sondern auch als sozial fordernd. Neben den Hürden des Online-Unterricht waren es vor allem der fehlende Kontakt der Kinder zu FreundInnen, den die Eltern ersetzen mussten. Sie hatten zunehmend das Gefühl, dass ihnen die Kraft dafür ausging und sorgten sich mit Fortschreiten der Pandemie um die psychischen Belastungen der Kinder.  

Entlastung für Frauen dringend notwendig 

Die Frauen sind am Limit. Sie haben über lange Zeit hinweg einen massiven Mehraufwand stemmen müssen. Der Druck ist mittlerweile enorm. Frauen brauchen nun dringend Entlastung – es ist Zeit zu handeln.

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende

Die ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann äußert sich besorgt über die Situation der Frauen nach den langen Monaten des Lockdowns: „Die Frauen sind am Limit. Sie haben über lange Zeit hinweg einen massiven Mehraufwand stemmen müssen. Der Druck ist mittlerweile enorm. Frauen brauchen nun dringend Entlastung – es ist Zeit zu handeln.” Ein Schritt, der zur Entlastung beitragen würde, wäre laut Schumann die konkrete Vorbereitung eines flächendeckenden und leistbaren Betreuungsangebots für Kinder während der Sommerferien.