Verteilungsgerechtigkeit
75 Jahre lang arbeiten – oder ein Jahr im Vorstand
Absurde Spitzengagen: Ein normales Arbeitsleben reicht nicht aus, um wenigstens ein Jahresgehalt eines Vorstands zu verdienen
Schon am 9. Jänner war es soweit: Nach wenigen Tagen im Jahr 2021 hatte das durchschnittliche Vorstandsmitglied eines Unternehmens im heimischen Börsenindex ATX so viel verdient, wie ArbeitnehmerInnen im Mittel im ganzen Jahr. Rechnet man das auf ein ganzes Arbeitsleben um, werden die Konsequenzen dieser Ungerechtigkeit noch deutlich sichtbarer.
Bei 2.202.287 Euro liegt das durchschnittliche Einkommen eines Vorstandsmitglieds eines ATX-Unternehmes, 29.458 Euro verdienen unselbstständig erwerbstätige ArbeitnehmerInnen in Österreich im Durchschnitt, ihr Arbeitsleben dauert in der Regel nach aktuellen Daten 37,5 Jahre.
Sechs Monate oder ein ganzes Arbeitsleben?
Das heißt: Nach nur rund sechs Monaten hat ein ATX-Vorstandsmitglied so viel verdient, wie ArbeitnehmerInnen in Österreich in ihrem gesamten Leben. Oder anders: Um so viel zu verdienen, wie die Vorstände der ATX-Unternehmen in einem Jahr, müssten ArbeitnehmerInnen ihre Lebensarbeitszeit verdoppeln und 75 Jahre lang wenigstens das Durchschnittseinkommen verdienen.
ÖGB-Volkswirt mit deutlicher Kritik
„Die enorme Lücke zwischen Vorstandsgehältern und Beschäftigten wird zwar mitunter öffentlich thematisiert, die mangelnde Transparenz aber überhaupt nicht. Es ist nämlich in der Regel nur ein sehr kleiner Kreis im Präsidium des Aufsichtsrats, der diese Millionengehälter festlegt“, kritisiert ÖGB-Volkswirt Ernst Tüchler.
„Dann geht es aber nur darum, sich die Taschen möglichst rasch vollzustopfen.“
Ein großer Teil der Vorstandsbezüge sei üblicherweise erfolgsabhängig. „Für die ArbeitnehmerInnen ist es aber ein riesiger Unterschied, woran man diesen Erfolg misst. Nimmt man Aktienkurse und Dividenden als Indikator, dann führt nämlich auch ein massiver Stellenabbau zu vermeintlichem Erfolg und damit steigenden Vorstandsgehältern – das ist die berüchtigte ‚Sharholder-Value‘. Dann geht es aber nur darum, sich die Taschen möglichst rasch vollzustopfen“, erklärt Tüchler weiter und warnt: „Mit einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung, die Arbeitsplätze erhält und von der alle profitieren, hat das nichts zu tun. Das sieht man auch in der aktuellen Lage: Sobald eine Krise kommt, fehlt das Geld und die Allgemeinheit muss einspringen“, erklärt Tüchler weiter.
Der ÖGB kämpft für euch
Der Österreichische Gewerkschaftsbund kämpft für Gerechtigkeit. Im Grundsatzprogramm heißt es unter anderem.
Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt – Wohlstand, den sich die ArbeitnehmerInnen selbst erarbeitet haben. Die Frage ist aber: Wem gehört dieser Reichtum?
Was fehlt, ist eine gerechte Verteilung des gemeinsam erwirtschafteten Reichtums.
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