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Wolfgang Katzian bei der ORF-Pressestunde im Studio
Wolfgang Katzian im ORF-Studio ÖGB

Wolfgang Katzian in der ORF-Pressestunde

„Wir können nicht so tun, als wären nur die Ärmsten von der Inflation betroffen”

ÖGB-Präsident fordert einmal mehr inflationssenkende Maßnahmen, Wärmepaket und mehr Unterstützung für Frauen, die arbeiten wollen

Am 18. Dezember ist Wolfgang Katzian in der ORF-Pressestunde zu Gast. Er spricht über Kollektivvertragsverhandlungen, den Arbeitsmarkt und dringend notwendigen Maßnahmen gegen die Teuerung.

Kollektiverhöhungen stärken Kaufkraft  

Mit den bisherigen Lohnabschlüssen ist ÖGB-Präsident Katzian zufrieden, auch wenn noch nicht alle Abschlüsse unter Dach und Fach sind, wie er am 18. Dezember in der Pressestunde erklärte: „Die Sozialpartnerschaft hat hier einen guten Job gemacht und die Kaufkraft gestärkt, das hat auch Gabriel Felbermayr vom Wirtschaftsforschungsinstitut so bestätigt.“ Eine wichtige Rolle spielt, dass die Gewerkschaften keine Einmalzahlung als Ersatz für nachhaltige kollektivvertragliche Erhöhungen akzeptiert haben. Ein solcher Verzicht bedeute im Arbeitsleben eines jungen Menschen den Verlust in der Höhe eines Mittelklasse-Wagens, wie Katzian vorrechnet.  

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Der 2.000 Euro-Mindestlohn brutto liegt Katzian besonders am Herzen. Dass dieser noch nicht in allen Branchen erreicht wurde, will Katzian bald ändern: „Spätestens nächstes Jahr werden wir auch im Handel und der Sozialwirtschaft die 2.000 Euro brutto weit überschreiten. Das ist vor allem auch für Frauen wichtig, denn sie arbeiten vorwiegend in gering bezahlten Branchen“, erklärt Katzian.  

Inflationssenkende Maßnahmen dringend notwendig  

Nicht zufrieden zeigt sich der ÖGB-Präsident mit den Maßnahmen gegen die Teuerung. Hier vermisst er Maßnahmen, die die Inflation dämpfen, anstatt nur die Auswirkungen kurzfristig abzufedern. Er bestärkt einmal mehr die Forderung nach einem Wärmepaket für alle Heizformen, einem Mietenstopp und einer Mehrwertsteuersenkung auf die Güter des täglichen Bedarfs.  

Die Kritik der Gießkannen-Förderung lässt Katzian nicht gelten: „Die Teuerung reicht weit in die Mitte der Gesellschaft hinein, eine Unterstützung der vulnerablen Gruppen reicht nicht.“ Der Wocheneinkauf sei um 14 Prozent teurer geworden. „Wir können ja nicht so tun, als wären nur die Ärmsten der Armen von der Inflation betroffen“, sagte Katzian.  

Mit Blick in die Zukunft warnt Katzian vor der nächsten Welle, nämlich die jener Menschen, die ihre Kredite nicht mehr bedienen können, nachdem die Europäische Zentralbank die Zinsen erneut erhöhte. Immerhin seien die Hälfte der Kredite in Österreich variabel verzinst, warnt Katzian.  

„Unmoralisch“ hohe Energiepreise  

Als „unmoralisch“ bezeichnet Katzian manche Gas-Rechnungen, die Energiekonzerne ausstellen. Immerhin sind Wind, Sonne und Wasser nicht teurer geworden. Trotzdem steigen die Preise und damit die Gewinne der Unternehmen. Deshalb fordert Katzian eine Übergewinnsteuer nach ÖGB-Modell, um neben der Strom- auch eine Gaspreisbremse und ein Wärmepaket für alle Heizformen wie Wärmepumpen und Pellets zu finanzieren.

Die Leute drehen schön langsam durch. Da geht es um Menschen, um Schicksale, um die Würde von Leuten, die sich ein Leben aufgebaut habe und plötzlich nicht wissen, wie es weitergehen soll.

Wolfgang Katzian

 

Gute Arbeitsbedingungen und Lehrlingsausbildung für mehr Fachkräfte  

„Wenn ich bei jedem kleinen Windstoß Beschäftigte rausschmeiße, dann brauche ich mich nicht wundern, wenn sie sich beruflich umorientieren. Das sind dann auch genau die Unternehmen, die jammern, dass sie keine Fachkräfte finden“, sagt Katzian zur Haltung vieler Unternehmen. Wer die Kurzarbeit nutzte und Lehrlinge ausbildet, hat auch Fachkräfte.  

Nicht vergessen dürfe man, dass gute Arbeitsbedingungen mehr sind als gute Entlohnung. Auch gute Arbeitszeit und verlässliche Dienstpläne seien entscheidend. Besonders wichtig ist Katzian, dass jene Frauen, die gerne (mehr) arbeiten würden, auch die Möglichkeit dazu haben. Er wiederholt hier die Forderung nach einem Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz. Laut aktueller Umfrage geht es um 60.000 Frauen, die mehr arbeiten würden, wenn sie ihre Kinder versorgt wüssten, es fehlen aber entsprechende Kinderbildungseinrichtungen.

„Stehe zur Verfügung, solange ich ein Feuer in mir habe“  

Der ÖGB-Präsident stellt sich 2023 der Wiederwahl. „Solange ich das Gefühl habe, da brennt ein Feuer; solange ich eine Leidenschaft für etwas habe, das ich umsetzen kann, solange werde ich für diese Funktion zur Verfügung stehen“, sagt Katzian.