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Adobe Stock/Hyejin Kang

Verteilungsgerechtigkeit

Erschreckende Studie zur Einkommensverteilung

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist noch viel größer als bisher befürchtet

„Was fehlt, ist eine gerechte Verteilung des gemeinsam erwirtschafteten Reichtums“, heißt es im Grundsatzprogramm des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Die ungerechte Verteilung innerhalb der Gesellschaft ist an sich keine neues Phänomen. Neu ist aber das Ausmaß an Ungerechtigkeit: Sie ist deutlich größer als angenommen, wie eine aktuelle Studie der Wirtschaftsuniverstität Wien und des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche zeigt.  

 
Nach der Finanzkrise 2008 wurde die Kluft zwischen Arm und Reich zwar etwas kleiner, seit 2012 wächst sie aber wieder deutlich: Die reichsten zehn Prozent des Landes verdienen der Studie zufolge siebenmal mehr als die einkommensschwächere Hälfte der Bevölkerung. Die Einkommen eines Großteils der Menschen in Österreich stagnierten. Vor allem junge Menschen und jene, die formal wenig qualifiziert sind, haben im untersuchten Zeitraum von 2004 bis 2016 sogar verloren – und damit noch vor der Corona-Krise, die diese Situation weiter anheizt.
 

Leistungslose Einkommen machen Reiche noch reicher
 

Schockierend ist der Blick auf die Kapitaleinkommen, also Geld, das etwa aus Zinsen oder Dividenden fließt und laut Studie noch stärker als ohnehin gedacht auf einkommensstarke Menschen konzentriert ist. Bei den reichsten zehn Prozent der ÖsterreicherInnen macht dieses mehr oder weniger leistungslose Einkommen mehr als ein Drittel der Gesamteinkünfte aus, beim reichsten Prozent werden sogar erschütternde 60 Prozent letztlich von anderen erwirtschaftet.  

 
Diese Ungleichheit erreiche laut Studienautoren Werte, die mit den USA vergleichbar sind – und spätestens angesichts dieser Entwicklung müssten eigentlich alle Alarmglocken schrillen. Man geht außerdem sogar davon aus, dass diese Ungerechtigkeit tatsächlich noch deutlich größer ist: Steuerdaten für die Kapitaleinkommen seien nämlich unzureichend.  

 
Der ÖGB kämpft schon lange für eine gerechtere Verteilung des gemeinsam erwirtschafteten Wohlstands. Im Grundsatzprogramm heißt es dazu:  
 

Was fehlt, ist eine gerechte Verteilung des gemeinsam erwirtschafteten Reichtums. Damit der Wohlfahrtsstaat und seine Leistungen für alle Menschen in Österreich gesichert werden können, braucht es gerechte Besteuerung von Erbschaften und Vermögen, effektive Maßnahmen gegen Steuervermeidung und Steuerbetrug sowie eine breitere Grundlage für die Berechnung von Steuern und Abgaben.
ÖGB-Grundsatzprogramm 2018-2023


Corona-Krise beschleunigt die falsche Entwicklung


Die Corona-Krise hat diese ungerechte Entwicklung noch drastisch verschärft: Die Reichen dieser Welt sind während bzw. wegen der Pandemie noch reicher geworden. Auf sagenhafte 10,2 Billionen Dollar bzw. rund 8,7 Billionen Euro stieg das Vermögen der etwas mehr als 2.000 Dollar-Milliardäre der Welt (Amazon-Chef Bezos ist der reichste unter ihnen) während der Corona-Pandemie bis zur Mitte des Jahres – das ist mehr als das doppelte der Wirtschaftsleistung von Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU. Die Kosten der Krise trägt trotzdem die Allgemeinheit, die im Übrigen auch für die Finanzierung des Staates fast im Alleingang verantwortlich ist. Für die ÖGB-User auf Facebook ist (nicht nur deshalb) längst klar: Die Reichen sollen endlich ihren Beitrag leisten.