80 Jahre ÖGB
Ohne Gewerkschaft zurück in die Sklaverei
Seit 24 Jahren arbeitet Mechanikerin Manuela Jager in einem typischen Männerberuf. Was sich seitdem verändert hat und warum sie überzeugt ist, dass ohne Gewerkschaften vieles verloren ginge
2025 feiert der ÖGB sein 80-jähriges Bestehen – 80 Jahre voller Kämpfe für faire Bezahlung, gerechte Arbeitsbedingungen und sichere Jobs. Was Gewerkschaften bewirken, zeigt sich nicht nur in historischen Erfolgen, sondern auch im Alltag ihrer Mitglieder. So wie bei Manuela Jager. Sie steht seit fast 24 Jahren ihren Mann – in einem Beruf, der lange nur Männern zugetraut wurde.
Vorurteile, die bleiben
Manuela ist gelernte Mechanikerin und seit vielen Jahren bei Ottobock, einem Unternehmen, das medizinische Hilfsmittel herstellt. Ihren Weg begann sie in der Produktion – als eine von sehr wenigen Frauen. „Man muss sich schon durchsetzen können und die Ellbogen ausfahren“, sagt sie. Schon während ihrer Lehrausbildung war sie oft die einzige Frau. Und es ist erschreckend, dass „man sich als Frau auch heute oft anhören muss: Du bist ja ein Mädchen“, ärgert sie sich. Für sie ist klar: Das Geschlecht darf keine Rolle mehr spielen – nicht bei der Berufswahl und auch nicht beim Einkommen.
Faire Bezahlung braucht Transparenz
Dank des Einsatzes der Gewerkschaften wurden im Jahr 2011 verpflichtende Einkommensberichte in Unternehmen ab 150 Beschäftigten eingeführt. Sie zeigen, wie groß die Einkommensunterschiede sind – besonders zwischen Männern und Frauen. „Wenn ich das Gleiche gelernt habe wie du, das Gleiche mache wie du, dann sollte ich auch gleich viel verdienen wie du“, betont Manuela. Sie ist überzeugt, dass viele Betriebsräte durch diese Einkommensberichte gerechtere Löhne durchsetzen konnten. Auch in ihrem Unternehmen wurde und wird regelmäßig überprüft, ob Löhne und Gehälter angepasst werden müssen.
Fünf Wochen Urlaub kein Zufall
Einkommensberichte sind aber nur eine der vielen Errungenschaften, die die Gewerkschaften in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. Das weiß auch Manuela: „Die Gewerkschaft ist wichtig. Ohne sie hätten wir keine fünf Wochen Mindesturlaub, kein Weihnachtsgeld, keine Lohnerhöhungen.“
Ihr Rat an junge Arbeitnehmer:innen, die überlegen, Gewerkschaftsmitglied zu werden? „Tut es! Ohne Gewerkschaft würden wir in moderner Sklaverei leben. Da gibt’s nichts mehr – keine Rechte, keine Sicherheit.“
Gewerkschaft heißt Zukunft
Mittlerweile gibt es in Manuelas Betrieb auch mehr Frauen. Aber viele davon sind nur angelernte Kräfte, die Hilfstätigkeiten ausüben. „Facharbeiterinnen sind es etwas mehr, für meinen Geschmack aber nach wie vor zu wenige“, findet Manuela.
Sie ist überzeugt: Veränderung passiert nicht von allein. Manuela weiß, dass Gleichstellung und faire Bezahlung erkämpft werden müssen und „wenn ich für etwas kämpfen muss, wenn ich auf die Straße gehe, weiß ich, als Gewerkschaftsmitglied bin ich niemals allein“. Genau darin liegt für sie die Kraft der Gewerkschaft: im Zusammenhalt. In einer Welt, die sich ständig verändert, bleibt die Gewerkschaft eine starke Stimme – für Gerechtigkeit, für Zusammenhalt und für eine bessere Zukunft für alle.