80 Jahre ÖGB
„Weil’s zusammen besser läuft“
Viele junge Arbeitnehmer:innen fragen sich, wie sie die Herausforderungen der Zukunft meistern werden. Ein Blick in Romanas Familiengeschichte zeigt, was mit Solidarität und Zusammenhalt alles möglich ist
Romana ist 27 Jahre alt, und ihr Leben scheint auf den ersten Blick perfekt. Sie hat einen guten Job, ein sicheres Einkommen und eine Familie, die sie unterstützt. Doch in letzter Zeit grübelt Romana viel – vielleicht, weil in ihrer Generation kaum jemand sorglos in die Zukunft blickt.
Ein Blick zurück
„Nicht oft, aber immer wieder mache ich mir Sorgen“, sagt Romana: „Ob ich mir irgendwann eine größere Wohnung leisten kann. Ob ich weiterhin genug verdienen werde, um eine Familie gründen zu können. Und ob das Geld später einmal für die Pension reichen wird.“ In solchen Momenten denkt die junge Arbeitnehmerin an die Geschichte ihrer Familie zurück. Für sie ist diese ein wichtiger Teil ihres Familienerbes: „Meine Familie hat mir gezeigt, dass man gemeinsam stark sein kann – und dass Solidarität unverzichtbar ist. Für mich ist es selbstverständlich, Gewerkschaftsmitglied zu sein. Wenn wir heute zusammenhalten, können wir nicht nur die Errungenschaften bewahren, die die Arbeitnehmer:innen und der ÖGB in den 80 Jahren seit seinem Bestehen erreicht haben, sondern auch Lösungen für die Zukunft finden.“
Mama erzählte mir, dass sie bei einem ihrer ehemaligen Arbeitgeber weniger verdiente als ihre männlichen Kollegen – für die gleiche Arbeit. Mit Unterstützung der Gewerkschaft erreichte sie, dass sie gleich bezahlt wurde wie ihre Kollegen. Das hat sie geprägt. Und mich auch.
Romanas Großeltern Erika und Hans arbeiteten viel, um ein glückliches und gutes Leben führen zu können. „Das hatten sie auch, und Opa geht es auch heute noch gut. Seine Pension reicht aus, um gut über die Runden zu kommen und sogar seine Enkelkinder gelegentlich zu unterstützen“, erzählt Romana. Ihr Großvater betont aber gern, dass dies auch der Gewerkschaft zu verdanken sei, die höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen erkämpfte. Oft frage er sich aber, ob es seinen Enkelkindern ebenso gut ergehen wird. „Die Berufswelt, in der wir leben, wirkt für ihn unbeständiger und komplizierter“, sagt Romana.
Neue Zeiten, neue Herausforderungen
Romana weiß, dass heute vieles anders ist. Steigende Lebenshaltungskosten, besonders die hohen Mieten, und zunehmender Druck am Arbeitsmarkt machen vielen jungen Menschen zu schaffen. Romana ist bewusst, dass sie viel von dem, was sie heute hat, den Kämpfen ihrer Großeltern und Eltern und den Errungenschaften der Gewerkschaften zu verdanken hat. „Ohne sie gäbe es keine fünf Wochen Urlaub, keine gesicherten Pensionen, keine fairen Einkommen für Lehrlinge“, sagt sie und fügt hinzu: „Jede Generation steht vor neuen Herausforderungen. Ich bin sicher, dass wir unsere auch gut meistern werden, so wie die Generationen vor uns die ihren.“
Starker Rückhalt im Berufsalltag
Denn auch die heutigen jungen Arbeitnehmer:innen können auf die Hilfe der Gewerkschaft zählen. Im Betrieb, in dem Romana arbeitet, gibt es einen Betriebsrat und einen Jugendvertrauensrat. Beide setzen sich für die jungen Mitarbeiter:innen ein – sei es beim Einkommen, bei Weiterbildungsmöglichkeiten oder in schwierigen Situationen. „Ich fühle mich hier gut aufgehoben, aber leider ist das nicht in allen Betrieben so üblich“, erzählt Romana. Einige ihrer Freundinnen und Freunde arbeiten in kleineren Betrieben ohne Betriebsrat. Wenn sie Probleme haben, egal welcher Art, stehen sie oft allein da und können sich gegen manche Ungerechtigkeiten nur schwer wehren. Gerade deswegen schätzt Romana, was die Gewerkschaft für sie und ihre Kolleginnen und Kollegen erreicht.
Wenn wir heute zusammenhalten, können wir nicht nur die Errungenschaften bewahren, die die Arbeitnehmer:innen und der ÖGB in den 80 Jahren seit seinem Bestehen erreicht haben, sondern auch Lösungen für die Zukunft finden.
Vom Lernen und Zusammenhalt
Ähnliches erzählt Romana auch über ihre Mutter. Romanas Eltern Sonja und Günter erlebten die Arbeitswelt der 1990er-Jahre, als viele Errungenschaften der Gewerkschaften bereits zum Alltag gehörten. Kürzere Arbeitszeiten und fünf Wochen Urlaub waren für sie selbstverständlich. Doch auch ihre Generation erlebte Momente, in denen sie für ihre Rechte einstehen musste.
„Mama erzählte mir, dass sie bei einem ihrer ehemaligen Arbeitgeber nach einigen Jahren merkte, dass sie weniger verdiente als ihre männlichen Kollegen – für die gleiche Arbeit“, erinnert sich Romana. Mit Unterstützung der Gewerkschaft erreichte ihre Mutter, dass sie gleich bezahlt wurde wie ihre Kollegen. „Das hat sie geprägt“, sagt Romana. „Und mich auch. Von Mama habe ich gelernt, dass man sich nicht alles gefallen lassen darf. Vor allem, wenn es um Gleichberechtigung geht“, sagt die 27-Jährige.