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Auf dem Boden sind zwei Richtungspfeile aufgemalt, einmal für Teilzeit und einmal für Vollzeit
Wenn jene Teilzeitkräfte, die mehr arbeiten wollen, ihre Stunden aufstocken könnten, würden sich ihr Nettoeinkommen um durchschnittlich 700 Euro pro Monat erhöhen. stock.adobe.com/Markus Mainka

Arbeitszeitausweitung

175.000 Teilzeitbeschäftigte wollen mehr arbeiten

Vor allem Frauen würden durch steigendes Nettoeinkommen, aber auch durch höheres Pensionseinkommen profitieren

Arbeitsministerin Korinna Schumann hat das Recht auf eine Ausweitung der Arbeitszeit für Teilzeitbeschäftigte ins Spiel gebracht. Konkret sollen Arbeitnehmer:innen, die über einen bestimmten Zeitraum regelmäßig Mehrarbeit leisten, einen Rechtsanspruch darauf haben, ihre Arbeitszeit auszuweiten. Davon würden potenziell zigtausende Teilzeitbeschäftigte – die überwiegende Mehrheit davon sind Frauen – stark profitieren. Denn Daten aus der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (Statistik Austria) zeigen, dass die Arbeitszeit in Österreich nicht fair verteilt ist. Während Vollzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit im Durchschnitt gerne reduzieren würden, würden Teilzeitbeschäftigte diese sogar ausweiten. Könnten alle Teilzeitbeschäftigten ihre Arbeitszeit frei wählen, würden sie ihre Arbeitsstunden um durchschnittlich 1,12 Stunden pro Woche erhöhen.

Vom Recht auf Arbeitszeiterhöhung profitieren vor allem Frauen

Rund 175.000 Teilzeitbeschäftigte, also fast jede siebte Person in Teilzeit, würden ihre Arbeitsstunden gerne erhöhen. Drei Viertel davon, also rund 132.000 Beschäftigte, sind Frauen. Im Durchschnitt arbeiten sie 21,4 Stunden pro Woche und ihre gewünschte Arbeitszeitausweitung beträgt 11,2 Stunden pro Woche. Könnten sie so viel arbeiten wie sie wollen, würde sich ihr Nettoeinkommen (inklusive anteiliges Weihnachts- und Urlaubsgeld) um fast 700 Euro pro Monat erhöhen.

Erfüllung der Arbeitszeitwünsche kann Altersarmut von Frauen reduzieren

Die höheren Sozialversicherungsbeiträge würden auch für eine bessere Absicherung im Alter sorgen: Ihre Pension wäre nach 25 Arbeitsjahren pro Monat um rund 415 Euro brutto höher (14 Mal pro Jahr). Die Maßnahme könnte also sowohl den Gender Pay Gap als auch den Gender Pension Gap verringern. Ebenso würden die Arbeitslosengeldansprüche steigen und die Beschäftigten wären im Falle von Arbeitslosigkeit zukünftig besser abgesichert. Und auch die aggregierten Auswirkungen auf die Einnahmen aus Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträgen wären groß: Rund 832 Millionen Euro würden die Teilzeitbeschäftigten durch ihre gewünschte Mehrarbeit beitragen – 424 Millionen Euro durch höhere Lohnsteuerabgaben und 408 Millionen durch höhere Sozialversicherungsbeiträge.

Der Wunsch nach Arbeitszeitausweitung betrifft dabei nicht nur Teilzeitbeschäftigte, die keinen Vollzeitjob gefunden haben. Bei dieser Gruppe ist der Anteil der Beschäftigten, die ihre Arbeitszeit ausweiten wollen, logischerweise am größten. Auch bei jenen mit Betreuungspflichten oder die aufgrund von Krankheit oder Ausbildung Teilzeitarbeiten, gibt es Gruppen, die gerne mehr arbeiten würden.

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Beispiel einer klassischen Handelsangestellten, die gerne Vollzeit arbeiten würde

Eine Verkäuferin, die schon seit längerem im Handel tätig ist, verdient derzeit für 20 Stunden rund 1.360 Euro brutto pro Monat. Sie würde gerne Vollzeit (38,5 Stunden pro Woche) arbeiten. Könnte sie das frei entscheiden, hätte sie durch das Aufstocken (inklusive anteiliges Weihnachts- und Urlaubsgeld) netto pro Monat rund 950 Euro mehr zur Verfügung. Auch die höheren Sozialversicherungsabgaben zahlen sich aus: Nach 10 Jahren würde ihre monatliche Pension (14 Mal pro Jahr) brutto um rund 225 Euro steigen, nach 25 Jahren sogar um ca. 560 Euro.

Unternehmen sind am Zug

Neben einem Rechtsanspruch auf Mehrarbeit wie er aktuell diskutiert wird, müssen auch Unternehmen verstärkt auf die Wünsche ihrer Mitarbeiter:innen eingehen. Gerade in Zeiten von Arbeitskräftemangel sollten Unternehmen froh über alle Mitarbeiter:innen sein, die bereit sind, ihre Arbeitszeit auszuweiten.