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Quality Stock Arts – stock.adobe.com, Foto C. Hörmann © Markus Zahradnik

Schwächelnde Wirtschaft: Arbeiten wir zu wenig?

Bei der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit aller Beschäftigten gehört unser Land mit 33,9 Stunden zu den Europa-Schlusslichtern. Am längsten arbeiten die Serben mit 41,3 Stunden. Deutschland liegt gleichauf mit uns, in der Schweiz wird 36 Stunden pro Woche gearbeitet. Verantwortlich für die niedrige Stundenzahl bei uns ist der hohe Teilzeit-Anteil. Jede zweite Frau und jeder siebente Mann arbeiten nicht voll.

Dieser Artikel ist unter dem Titel „Schwächelnde Wirtschaft: Arbeiten wir zu wenig?“ in der Printausgabe Nr.24/25 der ganzen Woche erschienen.

Christa Hörmann:

„Wir arbeiten zu wenig, wir arbeiten zu billig. Wer behauptet, in Österreich werde zu wenig gearbeitet, schaut an der Realität vorbei. Viele arbeiten Teilzeit, ja – vor allem Frauen. Aber nicht aus Faulheit, sondern weil sie unbezahlte Sorgearbeit übernehmen, weil Kinderbetreuung und Pflegeplätze fehlen, nicht leistbar sind oder weil keine Vollzeitstellen da sind. Diese Sorgearbeit ist unsichtbar, aber systemrelevant, und sie wird fast ausschließlich von Frauen getragen. Entscheidend ist auch nicht, wie viele Stunden gearbeitet wird – sondern was in diesen Stunden geleistet wird. WIFO-Expertin Ulrike Huemer sagte kürzlich: „Mit Blick auf die Arbeitsproduktivität zählt Österreich zu den Spitzenländern in der EU.“ Die Beschäftigten sind produktiv, fleißig und qualifiziert – sie leisten also viel in kurzer Zeit. Was fehlt, ist faire Anerkennung in Form von Zeit, Geld, Gleichstellung, Respekt. Wenn übliche Verdächtigte über „zu wenig Arbeit“ klagen, stellt sich die Frage: Geht es wirklich um Stunden oder nur um noch mehr Profit? Wer mehr Leistung will, muss die besten Rahmenbedingungen schaffen. Denn am Ende geht es nicht darum, wie viel gearbeitet wird, sondern wie gerecht.“