Sollen Krankenstände strenger kontrolliert werden?
Sieben von zehn Arbeitnehmern waren im Vorjahr zumindest ein Mal im Krankenstand, meistens weniger als vier Tage. Die Kosten dafür übernehmen weitgehend die Unternehmer. Für sechs bis zwölf Wochen zahlen sie das volle Entgelt. Die Krankmeldungen werden nicht nur bei Verdacht kontrolliert. Die Gesundheitskasse ÖGK führte im Vorjahr 36.000 Krankenbesuche und 171.000 Begutachtungen durch.
Dieser Artikel ist unter dem Titel „Sollen Krankenstände strenger kontrolliert werden?“ in der Printausgabe Nr.42/25 der ganzen Woche erschienen.
NEIN
CLAUDIA NEUMAYER-STICKLER, Gewerkschaftsbund (ÖGB)
„Husten, Fieber, Gliederschmerzen – es ist eigentlich klar: Wer krank ist, gehört ins Bett. Doch die Unternehmerseite hat einen anderen Fokus. Sie fordert strengere Kontrollen von Krankenständen und stellt damit Millionen Beschäftigte unter Generalverdacht. Als wären Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer potenzielle Betrüger, die sich krankmelden, um auf Kosten anderer Freizeit zu genießen. Genau das Gegenteil ist der Fall. In Österreich gehen viel zu viele Menschen krank zur Arbeit aus Angst, am Arbeitsplatz unter Druck zu geraten, um Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich zu lassen oder als Simulanten dazustehen. Das wird Präsentismus genannt und das stellt das wahre Problem dar. Es gefährdet nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die Kolleginnen und Kollegen und kann für Unternehmen deutlich teurer kommen als ein Krankenstand. Wer krank ist, soll sich auskurieren dürfen, ohne Rechtfertigungszwang. Ein überschießender Kontrolldruck löst keine Probleme, sondern schafft neue. Das Ziel sollte schließlich sein, dass Menschen unter gesunden Rahmenbedingungen arbeiten können.“