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Erfolgsmodell 4-Tage-Woche

Es ist ein Beispiel, das Schule machen sollte: Das Salzburger Bau-, Holz- und Immobilienunternehmen Hillebrand sucht via Inserat in der auflagenstärksten Tageszeitung Österreichs neue Mitarbeiter: „4-Tage-Woche bei besserer Bezahlung und Quartier!“ prangt über der Annonce. Während die meisten Stimmen aus der Wirtschaft die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich ablehnen, weil sie angeblich nicht leistbar wäre, sieht man die Sachlage bei Hillebrand anders, wie Betriebsratsvorsitzender Stefan Haslauer bestätigt.

Kollegen schätzen einen Tag mehr Freizeit

„Es ist eine Win-win-Situation“, erzählt der 31-Jährige, dass der Anstoß dafür aus dem Betriebsrat kam. Der Kollektivvertrag für Baugewerbe und Bauindustrie sieht seit dem Vorjahr die Möglichkeit für die 4-Tage-Woche vor. Für die Auslandseinsätze des Bau-, Holz- und Immobilienunternehmens hätten sich manchmal schwer Mitarbeiter gefunden, also brachte der Betriebsrat das „Goodie“ ins Spiel, einen Tag kürzer zu arbeiten, erklärt Haslauer. Die Unternehmensführung war einverstanden, die Idee erfolgreich: „Mit der 4-Tage-Woche finden wir leichter Leute für unsere Baustellen in Deutschland“, erzählt Haslauer. Die dementsprechend längere Tagesarbeitszeit werde gerne in Kauf genommen, „dafür kommen die Leute ja schon Donnerstagabend heim und haben einen Tag mehr Zeit für ihre Familien. Die Kollegen schätzen diese zusätzliche Freizeit sehr.“

Kollektivvertrag ermöglicht 4-Tage-Woche

Für die 100.000 Beschäftigten am Bau ist die 4-Tage-Woche, außer bei Gefährdung von Betriebsabläufen, seit dem Vorjahr möglich. Dazu muss ein schriftlicher Antrag beim Arbeitgeber eingereicht werden, der die tägliche maximale Arbeitszeit auf 10 Stunden ausdehnen und die Wochenarbeitszeit auf vier oder weniger Tage verteilen kann. Das neue Arbeitszeitmodell wird laut Gewerkschaft Bau-Holz von den Beschäftigten gut angenommen.

MitarbeiterInnen zufriedener und motivierter

Jede Umfrage bestätigt, dass Beschäftigte in Unternehmen mit der 4-Tage-Woche motivierter und produktiver arbeiten. Das wirkt sich sowohl auf ihre Gesundheit, als auch auf den Unternehmensgewinn positiv aus. Die Arbeitszufriedenheit steigt, Stress und Krankenstände sinken.

Argumente, die Stefan Haslauer bestätigt. Ginge es nach ihm, wäre die 4-Tage-Woche nicht nur für Auslands-Baustellen Thema. 

Wohnbaumittel ausschöpfen

Als Funktionär der Gewerkschaft Bau-Holz liegt Haslauer außerdem eine stärkere Ausschöpfung der Mittel für die Wohnbauförderung am Herzen. „Da haben wir in Salzburg sozusagen noch Luft nach oben. Mehr Wohnbaumittel würde natürlich bedeuten, dass es mehr Baustellen gibt – das wäre ein wichtiger Turbo, um die 4-Tage-Woche für mehr Bauarbeiter durchsetzen zu können!