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ÖGB-Landesvorsitzender Stemmer fordert Konsequenzen nach Cluster-Bildung in Arbeiterwohnheim in Frastanz.

Vorarlberg hat seinen Tönnies-Skandal!

Vorarlberg hat seinen eigenen Tönnies-Fall. „Auch bei uns werden Menschen in Massenunterkünften untergebracht und über Subunternehmen an Vorarlberger Firmen vermittelt“, äußert sich ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer zu den jüngsten COVID-19-Infektionen in einem ArbeiterInnenwohnheim in Frastanz. „Alle, die hier ihre Finger im Spiel haben und finanziell profitieren, haben eine Mitschuld an der Ausbreitung und der Gefährdung der Bevölkerung. Sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, fordert Stemmer. Der ÖGB-Landesvorsitzende kritisiert zudem die zum Teil miesen Umstände, unter denen LeasingarbeiterInnen beschäftigt werden.

Aufgrund der räumlichen Enge sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich ein Cluster bildet. „In einer solchen Massenunterkunft dauert es nicht lange, bis sich die BewohnerInnen untereinander anstecken. Die Menschen in Quarantäne sind nun eingesperrt. Das haben schließlich die auftraggebenden Baufirmen zu verantworten.“ Offensichtlich gab es keine Sicherheitsvorkehrungen oder Schutzmaßnahmen. „Die LeasingarbeiterInnen wurden bewusst einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt.“ Die Leasingfirma habe offenbar auch gegen Corona-Vorgaben verstoßen. „Ich erwarte mir eine Erklärung, warum die Menschen nicht besser geschützt wurden. In weiterer Folge müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft für die Versäumnisse gezogen werden.“ Stemmer fordert, dass die betroffenen ArbeiterInnen für die Dauer der Quarantäne auf jeden Fall finanziell entschädigt werden.

Stemmer fordert, dass solche Unterkünfte nicht nur stärker behördlich überprüft werden, sondern, dass auch die AuftraggeberInnen dafür verantwortlich gemacht werden, zu kontrollieren, ob deren MitarbeiterInnen rechtskonform angestellt und menschenwürdig untergebracht sind. Demnach sollten nicht nur Vermieter und Leasingfirma, sondern auch die auftraggebenden Vorarlberger Baufirmen zur Verantwortung gezogen werden.

Zudem sollten Leasingverträge stärker kontrolliert werden. „LeasingarbeiterInnen werden oftmals ausgebeutet. Es werden zum Teil Antrittsgelder für die Vermittlung verlangt. Die ArbeiterInnen müssen zudem überteuerte Preise für die Unterkünfte bezahlen. Dahinter steckt ein Geschäftsmodell, um Gewinne zu generieren“, erklärt Stemmer. Würden LeasingarbeiterInnen zu „normalen“ Bedingungen angestellt, gäbe es sie nicht. „Es kann nicht sein, dass die vorhandene Arbeit heimischen Arbeitssuchenden gar nicht mehr angeboten wird, sondern in vielen Unternehmen sofort auf LeasingarbeiterInnen zurückgegriffen wird.“

Stemmer nimmt auch den Gesetzgeber in die Pflicht. Es sei sicher nicht zielführend, dass die Bundesregierung beim Personal des Arbeitsinspektorats und der Finanz einspart und die Order ausgibt, weniger zu kontrollieren und weniger zu strafen. „Arbeitsinspektorat und Finanzpolizei werden personell ausgehungert. Zum Teil sind gar keine Kontrollen mehr möglich. Wir brauchen jedoch ein striktes Vorgehen gegen schwarze Schafe“, fordert Stemmer.