"Übergriffe gehören niemals zum Job"
ÖGB-Niederösterreich unterstützt die Kampagne "16 Tage gegen Gewalt". Frauenvorsitzende Didem Strebinger stellt klar: "Arbeitgeber sind verpflichtet, Mitarbeiter:innen zu schützen."
Klare Worte von Didem Strebinger, der Frauenvorsitzenden des ÖGB-Niederösterreich: „Gewalt ist in keinem Lebensbereich zu tolerieren. Verbale oder körperliche Übergriffe gehören auch nicht zum Job. Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, Mitarbeiter:innen vor jeglicher Gewalt zu schützen", stellt Strebinger klar.
Die Realität sieht aber anders aus: Frauen sind auch in Niederösterreich an ihren Arbeitsplätzen nicht ausreichend vor sexuellen Übergriffen oder psychischer und physischer Gewalt geschützt. Niederösterreichs ÖGB-Frauenvorsitzende hat daher einen deutlichen Appell an die Arbeitgeber: „Nehmen sie Ihre Fürsorgepflicht wahr und setzen sie wirksame Maßnahmen nicht erst, wenn Gewalt bereits passiert ist, sondern schon zur Prävention.“
Recht auf gewaltfreie Arbeitswelt
„Die betroffenen Frauen müssen ermutigt werden, sich an ihren Betriebsrat, an die Gewerkschaft oder an Beratungsstellen zu wenden. Es ist kaum vorstellbar, wie schwierig es sein kann, das Schweigen zu brechen, aber gemeinsam ist das möglich“, versichert die Gewerkschafterin und verweist auf ILO-Übereinkommen 190. Dieses sieht ein weltweites Recht auf eine Arbeitswelt frei von Gewalt und Belästigung und wurde auf Druck von ÖGB und AK inzwischen ratifiziert.
Es ist kaum vorstellbar, wie schwierig es ein kann, das Schweigen zu brechen. Aber gemeinsam ist das möglich.
Psychische Gewalt als Anfang
Oft ist psychische Gewalt nur der Anfang einer Gewaltspirale, die letztlich zu körperlichen Übergriffen führt. „Durch Übergriffe werden die Integrität und die Würde von Frauen verletzt. Vertrauen sie sich jemandem an, werden sie viel zu oft nicht ernst genommen, sondern als ‚hysterisch‘ oder ‚verrückt‘ abgekanzelt – und das hinterlässt tiefe Spuren“, so Strebinger. Die schlimmen Folgen? Angstzustände, Depressionen oder posttraumatischer Stress.
Gefährliche Arbeitsplätze
In einigen Branchen sind sexuelle Belästigung, Mobbing, Stalking und Beschimpfungen besonders häufig. Laut Arbeitsinspektorat betrifft das unter anderem Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Krankenhäuser, soziale Einrichtungen, Ordinationen, isolierte Arbeitsplätze, Bars, Hotels und Restaurants, aber auch den Einzelhandel oder die Reinigungsbranche.
Mehr Geld für Frauen!
„Es sind dringend mehr Mittel für die Absicherung und den Ausbau von Frauenhäusern, Gewaltschutzzentren und Frauenberatungsstellen nötig – sowohl für Personal, als auch Infrastruktur“, fordert die Frauenvorsitzende des ÖGB-Niederösterreich. „Aber auch gute Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie endlich faire Einkommen sind immens wichtig. Finanzielle Unabhängigkeit ist die Basis für eine selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben. Wer abhängig ist, kann oft keine Konsequenzen ziehen“, hält Strebinger fest.