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Viel riskiert, alles gewonnen

Sein Gerechtigkeitssinn hat Karl Loitelsberger dazu getrieben, einen Betriebsrat zu gründen. Heute ist er stolz auf ein beispielhaftes innerbetriebliches Lohnsystem und zufriedene ArbeiterInnen.

Was war Dein bisher größter Erfolg als Betriebsrat?

Loitelsberger: Wir haben erreicht, dass es für Arbeiter ab vier Jahren im Unternehmen automatische Lohnerhöhungen gibt. Diese Überzahlung steigt alle zwei Jahre. Das kommt bei den Arbeitern sehr gut an. Aber auch die Firma profitiert, weil es gute Mitarbeiter ans Unternehmen bindet.

Mit welchen Anliegen kommen KollegInnen zu Dir?

Am Anfang ging es häufig um Einstufung oder die Lohnabrechnung, da gibt es aber seit Jahren keine Probleme mehr. Heute kommen viele Kollegen, weil sie etwa Auskünfte zur Pension haben wollen.

Was sind die nächsten großen Projekte?

Da hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir wollten eigentlich ein Gewinnbeteiligungsmodell verhandeln, aber das ist vorläufig hinfällig. Dafür haben wir mit der Geschäftsleitung eine sehr gute Betriebsvereinbarung zur Corona-Kurzarbeit abgeschlossen, die gewährleistet, dass jede gearbeitete Stunde voll bezahlt wird. 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung?

Die ist sehr positiv. Es geht nur miteinander. Wenn es der Firma gut geht, sollen auch die Arbeiter davon profitieren. Dann bringen sie auch eine gute Leistung. Wir haben viele Verbesserungen erreicht, das ist bei den KollegInnen natürlich gut angekommen, was wiederum gut für das Betriebsklima war.

Wie war das bei der Betriebsratsgründung?

Da gab es große Zweifel, begeistert war der Eigentümer nicht gerade. Aber wir haben die Wahl durchgezogen und gewonnen. 

Wie ist es dazu gekommen, dass es jetzt so gut läuft?

Nach den ersten Betriebsvereinbarungen hat die Geschäftsleitung gesehen, dass die Zusammenarbeit passt und dass auch die Firma profitiert. Ein aktuelles Beispiel ist die Kurzarbeit. Die habe ich für alle ArbeiterInnen verhandelt. Bei den Angestellten musste die Geschäftsleitung mit allen 220 Personen einzelne Verträge abschließen. Man hat schnell erkannt, dass wir nicht gegen die Firma handeln, sondern nur wollen, dass es gerecht zugeht und zum Beispiel bei der Lohnverrechnung alles passt. 

Würdest Du es wieder tun?

Ja, ganz klar. Am Anfang war es schwierig, aber mein Gerechtigkeitssinn war wohl so stark ausgeprägt, dass ich es riskiert habe. Ich hatte vorher keine Ahnung von Betriebsrat, Gewerkschaft oder Aufsichtsrat und musste alles von der Pike auf lernen. Aber es hat sich ausgezahlt. Wir haben in den Jahren für die ArbeiterInnen viel erreicht und darauf können wir stolz sein.

Karl Loitelsberger ist Betriebsratsvorsitzender für etwa 380 ArbeiterInnen bei Wolf Systembau in Scharnstein. Er hat vor gut 15 Jahren quasi im Alleingang den Betriebsrat beim größten Arbeitgeber im Almtal gegründet. Seither hat er 36 Betriebsvereinbarungen mit der Geschäftsführung abgeschlossen, die den Arbeitern bessere Bedingungen und mehr Lohn bringen.