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Salzburg

Die letzte Schicht bei der Bäckerei Ketter

Gewerkschaft und Betriebsrat Seite an Seite mit den Beschäftigten

Seit wenigen Tagen hat nun die Salzburger Traditionsbäckerei Ketter ihre Backstube für immer geschlossen. 54 MitarbeiterInnen, die dem Betrieb über Jahrzehnte verbunden waren, sind nun arbeitslos. Der immer enger werdende Markt für handwerkliche Qualität und der enorme Preisdruck der großen Handelskonzerne lässt zu, dass der „echte“ Bäcker nicht mehr mithalten kann.

Trotzdem gibt es für die Beschäftigten eine Perspektive: Gemeinsam mit dem Betriebsrat hat die Gewerkschaft PRO-GE einen Sozialplan ausverhandelt, der zumindest kurzfristig Härtefälle abfedert. Die Gespräche mit dem Geschäftsführer der Bäckerei Ketter waren, so bestätigen alle Seiten, sozialpartnerschaftlich geprägt und stets auf Augenhöhe.

„Der Schock bei den MitarbeiterInnen war verständlicherweise groß!“, so Manfred Jöbstl, Betriebsrat bei Ketter. „Die Gewerkschaft hat uns durch diese schwere Zeit begleitet.“

Sozialplan federt Härtefälle ab

Denn über die Sozialplan-Verhandlungen hinaus, bei denen zusätzlich freiwillige Abfertigungen für die MitarbeiterInnen erreicht werden konnten, wurde der gesamte Prozess der Betriebsschließung von den FachexpertInnen der Gewerkschaft intensiv begleitet:

„Besonders die Behördenwege stellen oft ein besonderes Hindernis dar. Wir haben die KollegInnen bei der Meldung der Arbeitslosigkeit unterstützt, ihnen Hilfestellung bei Umschulungsmaßnahmen geleistet, das voraussichtliche Arbeitslosengeld berechnet, aber auch die Abfertigungs- und Beendigungsansprüche“, berichtet Daniela Wiermeier, betriebsbetreuende Fachexpertin der Gewerkschaft PRO-GE Salzburg.

Persönliche Betreuung in schweren Zeiten

„Es gab viele Fragen – so mussten MitarbeiterInnen unter anderem ja auch die acht Betriebswohnungen, die direkt oberhalb der Backstube angesiedelt waren, verlassen. Ihnen haben wir geholfen, Anträge auf geförderte Mietwohnungen zu stellen. Diese Menschen waren mit der Bäckerei eng verwoben, und plötzlich ist alles weg: Job, Wohnung, Lebensinhalt. Gerade für uns als Gewerkschaft war die persönliche Betreuung der einzelnen MitarbeiterInnen oberste Priorität, gerade in solchen schwierigen Zeiten braucht man jemanden an der Seite.“

„Für mich ist klar: Nur mit Betriebsrat und Gewerkschaft konnte dieser Sozialplan, der die sozialen Härten ausgleicht, erreicht werden. Wir als Betriebsräte hatten immer eine sehr gute und sozialpartnerschaftliche Gesprächsbasis mit dem Firmeneigentümer. Selbstverständlich gab es auch manchmal Differenzen, aber wir konnten alles fair und auf Augenhöhe klären. Gegenseitige Wertschätzung stand in unserer Beziehung an oberster Stelle. Nur gemeinsam funktioniert das.“, resümiert Manfred Jöbstl seine Zeit als Betriebsrat.

"Es zeigt, dass in Betrieben mit Betriebsräten ein soziales Klima herrscht, sodass man gemeinsam an einem Tisch auch die schwersten Krisen gemeinsam bewältigen kann. Das funktioniert halt nur mit Betriebsrat“, so Daniela Wiermeier. „Ich lege jedem Betrieb nahe, einen Betriebsrat zu gründen, er ist für die Unternehmen und Beschäftigten immer ein Gewinn – nicht nur in Krisenzeiten!“