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Salzburg

Ein Jahr Pandemie mit gravierenden Auswirkungen

Jetzt umso mehr: Fairer Lohn und gute Arbeitsbedingungen für Salzburgs ArbeitnehmerInnen

Seit einem Jahr bestimmt die COVID-19 Pandemie unseren Alltag, mit gravierenden Auswirkungen auf die Arbeitnehmer*innen in Salzburg. Eine Berufsgruppe, die dabei besonders unter den Folgen leidet, sind die Beschäftigten aus dem Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich. Viele Kolleg*innen stoßen dabei endgültig an ihre Grenzen, weshalb Betriebsrät*innen aus dem Bereich Pflege und Betreuung heute eine Kundgebung am Mozartplatz veranstaltet haben, um die Politik zum Handeln aufzurufen. „Zu Beginn der Pandemie haben alle für Pflegekräfte und Gesundheitspersonal geklatscht. Auf einmal waren Pflege und Betreuung, überhaupt alle Gesundheitsdienstleistungen, ganz wichtig. Prämien wurden versprochen und Unterstützung wurde zugesagt. Dann ist es langsam still geworden“, beklagt Ramona Salicevic von der Lebenshilfe Salzburg die Situation. „Wer jetzt betreut oder pflegt ist nicht nur für die eigene Gesundheit verantwortlich – sondern für die Gesundheit von vielen anderen Menschen, die großteils Risikogruppen angehören. Diese Verantwortung, das eigene Risiko und erschwerte Arbeitsbedingungen müssen abgegolten werden.“, so die Forderung von Salicevic.

Die Politik müsse endlich Maßnahmen setzen, um die Beschäftigten aus dem Bereich Pflege und Betreuung zu entlasten, sind sich die versammelten Betriebsrät*innen einig. Sie fordern einen Lohn, der zum Leben in Salzburg reicht und Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen. Auch das Betriebsrats-Team vom Verein Spektrum sieht die Politik in der Verantwortung: „Der Staat schiebt seine Verantwortung an Soziale Vereine ab, will dies jedoch nicht bezahlen. Die Träger geraten unter enormen ökonomischen Druck. Wenn sich die Mitarbeiter*innen unsicher fühlen, können sie ihrer verantwortungsvollen Aufgabe gegenüber ihren Klient*innen nicht mehr ausreichend nachkommen. Eine Gesellschaft ist aber nur so stark, wie ihre einzelnen Mitglieder - wenn der Zusammenhalt schwindet, zerreißt das soziale Netz.“

Das soziale Netz

Die Kolleg*innen aus dem Bereich Pflege und Betreuung haben daher heute ein „soziales Netz“ am Mozartplatz gespannt und mit Forderungen versehen, um aufzuzeigen, was es braucht, damit unser soziales Netz funktioniert.

„Die Arbeitsbedingungen in Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen waren schon vor COVID-19 schlecht: bescheidener Lohn, viel Arbeit, zu wenig Personal, belastende Arbeitsbedingungen und hohe Personalfluktuation. Nichts davon hat sich in der Pandemie gebessert. Im Gegenteil: Neben allen eigenen Sorgen und Nöten mussten die Beschäftigten unter nochmals verschärften Bedingungen diese Krise so gut als möglich stemmen – was wäre uns denn anderes übriggeblieben?“, beschreibt Christoph Eschbacher, Betriebsrat der Lebenshilfe Salzburg die Problematik und ergänzt: „Wir betreuen, pflegen, begleiten, unterstützen, beraten, erziehen … und wir machen das gerne! Aber wenn die Rahmenbedingungen und die Entlohnung nicht verbessert werden, wenn wir nicht endlich mehr Personal in allen Bereichen der Pflege und Betreuung erhalten, dann können wir unserer Aufgabe nicht mehr nachkommen. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind das letzte Jahr ständig über ihre Grenzen hinaus gegangen. Wenn jetzt nichts unternommen wird, dann steuern wir auf eine katastrophale Situation zu.“

Volle Unterstützung von den Gewerkschaften

Volle Unterstützung erhalten sie dabei von den Gewerkschaften. „Es kann ja nicht sein, dass immer wieder alles zu- und wieder aufgesperrt wird, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, sonst aber nichts passiert. Man hätte jetzt ein Jahr lang Zeit gehabt, genügend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Kolleg*innen im Bereich Pflege und Betreuung zu entlasten, um unser Gesundheits- und Sozialsystem zu stärken. Aber nichts ist passiert. Da frag ich mich schon, was eigentlich passieren muss, bevor was geschieht?“, sieht auch ÖGB-Landesgeschäftsführerin Gabi Proschofski die Politik in der Verantwortung.