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ÖGB Tirol

1. Mai: Arbeitswelt zukunftsfit gestalten

Arbeitszeitverkürzung längst kein Tabuthema mehr

„Es sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die unser Land seit über einem Jahr am Laufen halten und uns gut durch diese Krise führen. Und es sind die Beschäftigten, die unserem Land auch in Zukunft wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung bringen werden. Die Pandemie hat aber auch schonungslos die Schwachstellen in unserem System aufgezeigt: soziale Ungleichheit, zu wenig Absicherung, ungleiche Arbeitsverteilung, unfaire Bewertung von Arbeit. An diesen Stellschrauben müssen wir jetzt drehen!“, fordert Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth im Vorfeld des 1. Mai. Er appelliert zudem an die Beschäftigten, Betriebsräte zu gründen und so Mitbestimmung auf betrieblicher Ebene sicherzustellen.

 

Die Rekordarbeitslosigkeit infolge des massiven Wirtschaftseinbruchs hat viele TirolerInnen völlig unerwartet in massive existenzielle Notlagen gebracht. „Schon allein die monatlichen Fixkosten zu decken, stellt für viele mittlerweile eine ungeheure Herausforderung dar. Die Erhöhung der Notstandshilfe wurde vorerst verlängert, ist allerdings ein Tropfen auf den heißen Stein. Das soziale Netz ist nicht engmaschig genug. Wir müssen dringend für Absicherung auf breiter Basis sorgen, mit einem höheren Arbeitslosengeld sowie einem leichteren Zugang zu Sozial- und Fördermaßnahmen“, so Wohlgemuth.

 

58% der Österreicher für Arbeitszeitverkürzung

Bewegung ortet er in der Diskussion rund um eine Arbeitszeitverkürzung und verweist auf eine aktuelle Erhebung des SORA-Instituts im Auftrag der Volkshilfe: „Mehr als die Hälfte der ÖsterreicherInnen, nämlich 58%, halten eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden angesichts der Pandemie für sinnvoll. Das zeigt: Auch wenn die Bundesregierung dieses in anderen Ländern bereits mit großem Erfolg erprobte Konzept konsequent totschweigt, ist eine Arbeitszeitverkürzung längst kein Tabuthema mehr! Gerade angesichts der hohen Arbeitslosigkeit wäre es absolut sinnvoll, die vorhandene Arbeit besser zu verteilen – mit dem Nebeneffekt einer gesünderen Bevölkerung.“

 

Aufwertung für systemrelevante Berufe

Überdenken solle man auch die Bewertung von Arbeit, so der Tiroler ÖGB-Chef. „Vor allem im Bereich der Pflege- und Gesundheitsberufe, wie auch generell in den sogenannten systemrelevanten Branchen ist in puncto Entlohnung noch deutlich Luft nach oben. Als finanzielles Dankeschön für ihren unermüdlichen Einsatz während der Corona-Krise hätten sich diese Beschäftigten den ‚Corona-Tausender‘ mehr als verdient, wie auch eine generelle Aufwertung in Bezug auf die Entlohnung“, so Wohlgemuth weiter.  

 

Betriebsratsgründung als wichtiges Instrument der Arbeitnehmer

Aber auch die Beschäftigten selbst hätten es in der Hand, Verbesserungen auf betrieblicher Ebene zu erreichen. „Ich appelliere an alle MitarbeiterInnen in Unternehmen ohne Belegschaftsvertretung: Seid die starke Stimme im Betrieb und gründet einen Betriebsrat! Unfaire Arbeitsbedingungen, schlechtes Betriebsklima, KollegInnen in der Krise: Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten versuchen ArbeitgeberInnen oft, den Druck auf die ArbeitnehmerInnen abzuwälzen. Umso wichtiger ist eine starke Stimme im Betrieb, die die Interessen der Beschäftigten bündelt und kommuniziert. Auch der Betrieb und die Geschäftsleitung profitieren von einem Betriebsrat: Das Arbeitsklima ist nachweislich besser, die Beschäftigten sind gesünder, ein Betriebsrat schafft Vertrauen und ist umfassender Kommunikator. Das wurde mir in zahlreichen Gesprächen im Zuge der Kurzarbeits-Anträge verdeutlicht: Auch Arbeitgeber haben sich bei uns nach den Eckpunkten einer Betriebsrats-Gründung erkundigt“, weiß Wohlgemuth abschließend zu berichten.