Arbeitnehmer:innen sind nicht das Sparschwein der Republik!
Kritik an neoliberalen Dauerforderungen
In den vergangenen Wochen häufen sich die Forderungen, die Budgetprobleme der Republik auf dem Rücken der Arbeitnehmer:innen zu lösen. IHS-Chef Holger Bonin warnt vor dem „Sparpaket“, will aber bei Bildungs- und Sozialleistungen kürzen. IV-Präsident Georg Knill fordert ein Pensionsantrittsalter von 70 Jahren. Und Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer klagt über einen angeblichen „Wellness-Modus“ der Gesellschaft. Für Sonja Föger-Kalchschmied, geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende in Tirol, ist klar: „Diese Aussagen sind ein Frontalangriff auf alle, die tagtäglich arbeiten, pflegen, erziehen, ausbilden, schuften. Es reicht. Wer Teilzeit als Faulheit abstempelt, Weiterbildung als Yogaurlaub verspottet und 70-jährige noch in den Job zwingen will, hat völlig den Bezug zur Lebensrealität verloren.“
Wer hat das Budgetproblem verursacht? Sicher nicht die arbeitenden Menschen!
Während Unternehmen mit Milliarden gestützt wurden, Steuerprivilegien für Großkonzerne erhalten blieben und Vermögende kaum zur Finanzierung beitragen, soll nun die breite Bevölkerung für das Budgetdefizit zahlen. „Es waren nicht die Arbeiter:innen, Angestellten, Pflegekräfte, Verkäufer:innen oder Lehrlinge, die die Budgetkrise verursacht haben. Es ist unanständig, sie jetzt als Problem darzustellen – während sich die Reichsten die Taschen weiter füllen.“ Dieses Ungleichgewicht lässt sich in klaren Zahlen belegen: Die reichsten 5 Prozent besitzen 55 Prozent des gesamten privaten Nettovermögens, 95 Prozent der Unternehmensvermögen gehören dem reichsten Zehntel.
Immer mehr Vermögen für wenige – und der Rest soll länger hackeln?
Zahlen des Momentum Instituts und der Arbeiterkammer zeigen: Die Vermögen der Reichsten wachsen ungebremst, während viele Menschen mit Reallohnverlust, Teuerung und Wohnkosten kämpfen. Vorstandseinkommen haben sich verdoppelt, der „Fat Cat Day“ – also der Tag, an dem Spitzenmanager so viel verdienen wie ein:e durchschnittliche:r Arbeitnehmer:in im ganzen Jahr – fällt mittlerweile in die erste Jännerwoche. Der aktuelle Sparkurs trifft vor allem private Haushalte. Etwa die Hälfte der Konsolidierungslast wird von ihnen getragen währenddessen Unternehmen nur 13 Prozent beisteuern. „Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer – und niemand von Bonin, Knill oder Hattmannsdorfer hat offenbar ein Problem damit. Aber wenn Menschen nach 45 Jahren schwerer Arbeit in Pension gehen wollen, wird sofort gejammert? Diese steigende soziale Ungerechtigkeit ist eine ernsthafte Gefahr für Österreich!“
Teilzeit, Bildung, frühe Pension – das ist Realität, nicht Bequemlichkeit
Knill und Hattmannsdorfer kritisieren Teilzeit und Frühpensionen – ignorieren dabei aber, dass viele Menschen körperlich nicht bis 65 oder 67 durchhalten und dass es gerade Frauen sind, die wegen fehlender Kinderbetreuung, Pflegeverpflichtungen und veralteten Rollenbildern gar nicht Vollzeit arbeiten können. „Wer länger arbeiten will, soll das können. Aber wer nicht mehr kann, hat ein Recht auf Ruhe und Respekt. 45 Jahre Arbeit sind genug. Weiters ist Bildung ist keine Pause, sondern die Voraussetzung dafür, in einer sich wandelnden Arbeitswelt Schritt zu halten.“
ÖGB Tirol stellt klar: Wir machen diese Politik nicht mit
Der ÖGB Tirol erteilt dieser einseitigen neoliberalen Umverteilungspolitik eine klare Absage. Föger-Kalchschmied fordert eine faire, soziale und zukunftsorientierte Politik – statt Schuldzuweisungen und Spaltung: „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren. Weder jung gegen alt noch arm gegen „fleißig“. Die arbeitenden Menschen halten dieses Land am Laufen – sie verdienen Respekt, keinen Hohn.“