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AndreySinenkiy - stock.adobe.com

Aufholbedarf bei Kinderbetreuungseinrichtungen

Vereinbarkeit von Familienleben und Vollzeitjob erschwert

Anlässlich des nahenden Schulstarts zeigt der ÖGB Tirol massive Lücken im Bereich der Kinderbetreuungseinrichtungen auf. Tirols geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied spricht angesichts der aktuellen Zahlen der Statistik Austria von „alarmierenden Ergebnissen“ für das ganze Bundesland: „Die Daten zeigen deutlich, dass Tirols Kinderbetreuung weder flächendeckend noch ausreichend auf die Bedürfnisse berufstätiger Eltern ausgerichtet ist. Gerade in ländlichen Regionen ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kaum möglich.“ Vor allem in Osttirol und dem Tiroler Oberland ist die Situation absolut besorgniserregend. „In den Sommermonaten ist es für Eltern aufgrund der Schließzeiten äußerst schwierig, aber auch im regulären Schuljahr besteht deutlicher Aufholbedarf“, so Föger-Kalchschmied.

Im Tiroler Schnitt ermöglichen 53 Prozent der Betreuungsplätze für 0 bis 2Jährige Eltern eine Vollzeitarbeit – doch dieser Durchschnitt verdeckt große regionale Unterschiede und Defizite. Ein Blick auf die Bezirke verdeutlicht diesen Umstand: Osttirol liegt mit nur 20,2 Prozent Betreuungsplätzen für 0- bis 2-Jährige, von denen wiederum nur 13,8 Prozent vollzeitkompatibel sind, dramatisch unter dem Landesschnitt. In Landeck haben 28,1 Prozent der Kleinkinder Zugang zu einem Betreuungsplatz, nur 18,2 Prozent davon sind vollzeitgeeignet. Das Außerfern kommt auf 26,2 Prozent, wobei gut die Hälfte (52,4%) davon Vollzeitarbeit zulässt. Imst erreicht bei den Kleinsten 33,4 Prozent, jedoch erfüllen nur 40,4 Prozent der Plätze die notwendigen Kriterien.

Etwas besser die Situation im Tiroler Unterland: In Kufstein erfüllen 65,1 Prozent der Plätze für die Jüngsten die Vollzeitkriterien, in Schwaz sind es 54,1 Prozent. Wobei in Schwaz nur gut ein Drittel (34,6%) der 0-2Jährigen einen Betreuungsplatz hat. In Kitzbühel sind 42 Prozent der Betreuungsplätze vollzeitkompatibel. Wenig überraschend führt Innsbruck das Tirol-Ranking an: Hier können 36,4 Prozent der bis Zweijährigen auf einen Betreuungsplatz vertrauen, davon erfüllen knapp 67 Prozent die Kriterien für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Teilzeitbeschäftigte unter Druck

Föger-Kalchschmied fordert rasches Handeln: „Es geht uns um echte Wahlfreiheit für Eltern. Teilzeitbeschäftigte stehen politisch zunehmend unter Druck, gleichzeitig bleibt die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schuldig. Landesrätin Cornelia Hagele muss beim Ausbau der Kinderbetreuung endlich aufs Gaspedal drücken.“ Die Tiroler ÖGB-Chefin verweist zudem auf die finanzielle Dimension: „Für viele Familien sind zwei Vollzeit-Einkommen alternativlos, weil die hohen Lebenserhaltungskosten in Tirol die Haushaltsbudgets stark belasten. Umso wichtiger ist es, dass die Betreuungsangebote kostenlos sind – eine soziale wie auch wirtschaftliche Notwendigkeit.“

Zudem sei ein flächendeckendes, ganzjähriges und ganztägiges Kinderbetreuungsangebot entscheidend für die Gleichstellung von Frauen. Nach wie vor sind es meist Mütter, die unbezahlte Care-Arbeit leisten. Föger-Kalchschmied: „Wir erleben oft, dass Frauen nicht in ihrem erlernten, gut bezahlten Beruf arbeiten können, weil die Öffnungszeiten der Einrichtungen nicht passen. Das ist verlorenes Potenzial – für jede Einzelne und für die gesamte Gesellschaft.“ Sie fasst abschließend zusammen: „Wir fordern den raschen Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes in allen Tiroler Bezirken, besonders auch abseits der Ballungsräume. Öffnungszeiten müssen so gestaltet sein, dass Familie und Beruf vereinbar sind und echte Wahlfreiheit besteht. Jeder Euro, der in die Bildung unserer Kinder investiert wird, ist eine Investition in die Zukunft.“

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