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Bei Wintersaison-Diskussion nicht auf Arbeitnehmer vergessen

Als „schlicht unfassbar und äußerst erschreckend“ bezeichnet Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth den Anstieg der Arbeitslosigkeit von 863 Prozent im Bereich Beherbergung und Gastronomie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Knapp 15.000 Menschen sind allein in Tirol in diesem Bereich arbeitslos gemeldet, der bis dato Ausfall der Wintersaison trifft sie hart.

 

„Zu den zehntausenden Arbeitslosen kommen noch jene hinzu, die in Kurzarbeit sind und somit mit weniger Einkommen zurechtkommen müssen. In der ohnehin traditionell schlecht bezahlten Tourismusbranche bedeutet das derzeit Einkommen an oder unter der Armutsgrenze“, zeigt Wohlgemuth auf und appelliert: „Bei der Diskussion rund um die Wintersaison darf nicht auf die ArbeitnehmerInnen vergessen werden! Auch sie brauchen Planungssicherheit.“ Eine neue Anstellung in diesem Bereich zu finden ist aufgrund der Umstände derzeit aussichtslos. Sollte die Wintersaison zur Gänze entfallen, erwartet Wohlgemuth „eine wirtschaftliche und soziale Krise von unvorstellbarem Ausmaß“.

 

Wohlgemuth hatte sich bereits im Dezember in einem offenen Brief gemeinsam mit den ÖGB-Vorsitzenden aus Salzburg und Vorarlberg, Peter Eder und Reinhard Stemmer, an die drei Landeshauptleute sowie Bundeskanzler Sebastian Kurz und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger gewandt und auf die existenzbedrohende Situation der Beschäftigten aufmerksam gemacht. Darin werden Maßnahmen zur sofortigen Unterstützung der Beschäftigten wie eine sofortige Anhebung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent Nettoersatzrate sowie generelle Verbesserungen für die Tourismus-MitarbeiterInnen wie unter anderem die Ausdehnung der Nachtruhezeit auf elf Stunden und mehr Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten gefordert. Ebenso soll wieder mehr Fokus auf einer Ganzjahresbeschäftigung liegen. Laut AK-Analyse der Lohnsteuerdaten liegt die ganzjährige Vollzeitbeschäftigung bei lediglich 17%, das mittlere Jahreseinkommen in der Branche liegt in Tirol bei 13.967 Euro.

 

„Bisher waren wir es gewohnt, dass der Tourismus uns gut durch wirtschaftliche Krisen führt, diesmal ist der Tourismus selbst einer der größten Sorgenkinder. Die MitarbeiterInnen sind das Aushängeschild der Branche. Mit der Umsetzung unserer Vorschläge, einer besseren Bezahlung, familienfreundlicheren Arbeitszeiten und mehr Mitspracherecht am Arbeitsplatz kann und wird es wieder gelingen, dass die Menschen gerne im Hotel und Gastgewerbe arbeiten. Damit könnten wir den Qualitätstourismus, für den wir bekannt sind, weiterhin garantieren!“, fordert Wohlgemuth langfristige Verbesserungen für die ArbeitnehmerInnen der Branche.