Zum Hauptinhalt wechseln
ÖGB Tirol

Chancengleichheit für alle ArbeitnehmerInnen

Gelebte Inklusion – leider immer noch ein Wunschdenken in vielen Arbeitsbereichen

„Barrieren entstehen meist im Kopf – und genau dort müssen sie auch überwunden werden. Vieles ist möglich, wenn man nur will“, positioniert sich ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth zum morgigen europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Es bekommen immer noch zu wenig Menschen mit Behinderung die Chance, ein geregeltes Arbeitsverhältnis in einem Betrieb, der auch Menschen ohne Behinderung beschäftigt, zu beginnen.

 

Freikaufen mit Ausgleichszahlungen

Tirolweit gibt es schon einige Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen. Gesetzlich festgesetzt ist die Beschäftigung von mindestens einer Person mit Behinderung pro 25 MitarbeiterInnen. Dennoch gehen viele Betriebe den vermeintlich leichteren Weg und arrangieren sich mit den anfallenden Ausgleichszahlungen bei Nichtbeschäftigung dieser Personengruppe. Dabei verpassen viele eine einzigartige Chance: die Möglichkeit, ein Inklusionsbetrieb zu werden. „Jede und jeder ArbeitnehmerIn ist gleich wertvoll und leistet einen großen Beitrag zum gesamten betrieblichen Erfolg. Unsere Gesellschaft ist vielfältig, genauso gestaltet sich die Arbeitswelt. Es muss endlich ein Umdenken geschehen, Menschen mit Behinderung nicht als Last oder Mehrarbeit wahrzunehmen, sondern als Möglichkeit, neue Perspektiven kennenzulernen“ betont Wohlgemuth. „Diskriminierung von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz darf in unserer weit entwickelten Gesellschaft keinen Platz haben!“

 

Voraussetzungen adaptieren

Der Tiroler ÖGB-Chef fordert daher die Änderung der Ausgleichstaxe im Behinderteneinstellungsgesetz: „Diese muss die Höhe durchschnittlicher Lohnkosten erreichen, damit es für Unternehmen unattraktiv wird, sich mittels Taxe der Beschäftigung Behinderter zu entziehen. Außerdem sollten die Voraussetzungen für die Einstellungspflicht für begünstigte behinderte Menschen von derzeit 25 auf 20 DienstnehmerInnen gesenkt werden. Ein zentraler Punkt zur gelebten Inklusion wäre zudem die Stärkung der Behindertenvertrauenspersonen.“

 

Von Corona-Pandemie besonders betroffen

Von der derzeitigen Corona-Krise sind Menschen mit Behinderung besonders stark betroffen. Nicht nur, weil viele von ihnen zur Risikogruppe gehören, auch die oftmals sehr persönliche und körpernahe Betreuung gestaltet sich schwieriger als sonst. „Das ist sehr problematisch, da die gezielte Förderung hier auf der Strecke bleibt“ warnt Wohlgemuth. Ein gesicherter Arbeitsplatz hilft Menschen mit Behinderung, auch in diesen herausfordernden Zeiten den Mut und ihre sozialen Kontakte nicht zu verlieren. „Wir müssen jetzt Maßnahmen in Form von durchdachten Modellen setzten, die den schrittweisen Berufseinstieg von Menschen mit Behinderung erleichtern.“