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morgenrot.tirol

gesundes Arbeiten bis zum Pensionsantritt ermöglichen!

Prävention und Wertschätzung wichtiger als Pensionsdebatten

Viele Arbeitnehmer:innen schaffen aus gesundheitlichen Gründen Arbeiten bis zum regulären Pensionsantritt nicht, herbe Abschläge bei der frühzeitigen Pensionsantritten oder gar Arbeitslosigkeit sind die Folgen. Tirols geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied unterstreicht die Bedeutung von frühzeitiger Prävention, Gesundheitsmaßnahmen im Betrieb sowie auf die Notwendigkeit, die Qualitäten älterer Beschäftigter zu schätzen.

„Viele Maßnahmen setzen viel zu spät an. Alternsgerechtes Arbeiten bedeutet: Prävention über die ganze Berufslaufbahn hinweg. Nicht erst mit 60, sondern schon mit 30 oder 40“, klärt Föger-Kalchschmied auf. In der Debatte um längeres Arbeiten kommt für sie der gesundheitliche Aspekt deutlich zu kurz: Arbeiten bis zum regulären Pensionsantrittsalter ist für viele Beschäftigte aktuell nicht möglich. „Das Motto muss lauten: gesundes Arbeiten bis zur Pension und nicht schuften bis zum Umfallen!“ Sie will daher Betriebe vermehrt in die Verantwortung nehmen und zu gesundheitssichernden Maßnahmen verpflichten. „Ein Obstkorb ist dabei zu wenig. Gesundheitsförderung bedeutet eine gesunde Arbeitsplatzgestaltung, Bewegungsangebote, die Evaluierung psychischer Belastungen mit entsprechenden Ableitungen und ein wertschätzender Führungsstil, definierte Kommunikationswege, klare Aufgabenverteilungen sowie flexible Arbeitszeitmodelle.“ Damit könne es gelingen, Beschäftigte gesund im Arbeitsleben zu halten – allerdings müsse man ältere Arbeitnehmer:innen dann auch beschäftigen.

„Erfahrung ist ein Wert, kein Makel“

Die Gewerkschafterin kritisiert auch die mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung für ältere Arbeitnehmer:innen: „Es ist traurig, dass man Erfahrung und Loyalität in vielen Unternehmen als Belastung statt als Ressource sieht. Dabei bringen Ältere genau das mit, was viele Betriebe händeringend suchen: Verlässlichkeit, Know-how und soziale Kompetenz.“ Sie fordert die Einführung eines Bonus-Malus-Systems, das jene Unternehmen sanktionieren soll, die keine oder kaum ältere Arbeitnehmer:innen beschäftigen. Die Notwendigkeit wird durch Zahlen untermauert: Laut einer Erhebung von AK und ÖGB beschäftigen 30 Prozent der mittleren und größeren Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten in Österreich keine einzige Person über 60 Jahren. Der Anteil der 60- bis 64-Jährigen an der Gesamtbelegschaft liegt bei mageren fünf Prozent. Für Föger-Kalchschmied ist klar: „Wir haben ein massives strukturelles Problem, das ist institutionalisierte Altersdiskriminierung!“ Zudem brauche es ein verpflichtendes Monitoring der Altersstruktur in den Betrieben, um Missstände sichtbar zu machen.

Klarstellung: Unser Pensionssystem ist abgesichert!

Obwohl sich der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahren stark erhöhen wird, wird sich laut dem aktuellen EU Ageing Report 2024 der Anteil der Pensionsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) prognostiziert nur moderat von 13,7 (2022) auf 14,0 Prozent des BIP im Jahr 2070 steigern. „Während die Arbeitnehmer:innen ihre Pensionen zum allergrößten Teil selbst durch entsprechende Beiträge zahlen, werden bei den Selbständigen mehr als die Hälfte (50,9 Prozent) und bei den Bauern mehr als drei Viertel (76,9 Prozent) durch den Bundesbeitrag und somit aus Steuermitteln abgedeckt“, rechnet ÖGB-Landesgeschäftsführer Benjamin Praxmarer vor und betont: „Wenn also die Rede davon ist, dass die Pensionen sich nicht ausgehen, dann ist das nichts anderes als eine Lüge. Sie soll Menschen in Angst versetzen und dazu führen, dass mehr Privatversicherungen abgeschlossen werden – damit stiehlt sich der Staat aus der Verantwortung und die Privat-Versicherer werden reicher. Zudem wird der Boden geschaffen, um das gesetzliche Pensionsantrittsalter immer weiter nach oben zu schrauben. Das darf nicht eintreten, denn die Pensionen sind finanzierbar!“

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