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Halbwirth

Föger-Kalchschmied: Wer Lohnkürzungen fordert, steuert ins soziale Abseits

„Sozial unausgewogen, wirtschaftlich einseitig und gefährlich kurzsichtig“ – so lautet das Fazit von Föger-Kalchschmied angesichts der Industriellen-Forderungen. „Wer fordert, Lohnverhandlungen ‚bei null‘ zu beginnen, verkennt die Realität der Beschäftigten: Die Lebenshaltungskosten steigen, Wohnraum ist gerade in vielen Teilen Tirols unerschwinglich, und der Reallohnverlust trifft gerade mittlere und untere Einkommen hart. Wo bleibt die soziale Verantwortung der Unternehmen?“, zeigt Föger-Kalchschmied auf und verweist auf die negativen Auswirkungen von niedrigen Lohnabschlüssen auf das Pensionssystem: „Das österreichische Pensionssystem ist solide – vorausgesetzt, die Politik sorgt für gerechte Finanzierung. Ein funktionierendes Umlagesystem braucht eine starke Erwerbsbeteiligung, gute Löhne und soziale Verantwortung. Wenn dagegen immer weniger eingezahlt wird, leidet auch das Pensionssystem. Mit guten Einkommen zahlen sich die Beschäftigten ihre Pensionen selbst.“

 

Geschenke der Arbeitnehmer:innen an Unternehmen: Millionen unbezahlte Überstunden

Den Unternehmen werde schon jetzt viel geschenkt – und zwar von den Arbeitnehmer:innen: Allein im Jahr 2024 haben Arbeitnehmer:innen in Österreich 42,3 Millionen Über- und Mehrstunden geleistet und dafür keinen Cent oder Zeitausgleich bekommen! Diese erschreckende Zahl zeigt eine Auswertung der Statistik Austria. „Die Tiroler Industriebetriebe sind nicht zuletzt deswegen erfolgreich, weil die Beschäftigten Großartiges leisten. Trotzdem wird hier eine absolut schamlose Grundhaltung an den Tag gelegt nach dem Motto ‚In Krisenzeiten werden Verluste der Unternehmen von der Allgemeinheit aufgefangen, Gewinne werden privatisiert und die Allgemeinheit schaut durch Finger‘“, so Föger-Kalchschmied.

 

Das ewige Schlechtreden sorge zudem für eine gefährliche Negativspirale: „Diese ständige Angstmache und Einschüchterung, dass die Arbeitnehmer:innen ja nicht zu viel fordern sollen, weil sie sonst ihren Job verlieren, sorgt für massive Verunsicherung. Die Leute sparen dadurch nachvollziehbarerweise immer mehr – so wird aber bestimmt kein Konsum angekurbelt.“

 

Vermögenssteuern jetzt!

„Der Ruf nach Steuersenkungen für Unternehmen bei gleichzeitigem Sozialabbau ist der falsche Weg“, so die Gewerkschafterin und spricht sich stattdessen für Vermögenssteuern aus. „Anstatt das Steueraufkommen einseitig über Löhne und Konsum zu finanzieren, braucht es endlich eine gerechte Besteuerung von Vermögen und Konzernen. Wer viel Geld hat, muss auch mehr zum Gemeinwohl beitragen.“

 

Teilzeit kein Luxus, sondern Notwendigkeit

Die Aussage, dass das progressive Steuersystem Menschen in Teilzeit drängt, verkennt sowohl die Wirklichkeit vieler Beschäftigter – insbesondere von Frauen –, als auch den Grundsatz sozialer Gerechtigkeit: Wer mehr verdient, leistet auch einen höheren Beitrag zum Gemeinwesen. In Tirol liegt die Teilzeitquote von Frauen bei gut 50%, bei Männern bei rund 11%. Zugleich werden immer öfter Junge in Misskredit gebracht, indem man ihnen fehlende Arbeitsmoral und mangelnde Leistungsbereitschaft unterstellt: „Wenn die Industriellen-Vertreter schon von ‚enkelfit’ sprechen, dann müssen sie auch Perspektiven schaffen. Man soll sich im Leben etwas erarbeiten können und nicht nur auf eine Erbschaft angewiesen sein.“

 

Die Tiroler ÖGB-Chefin betont abschließend: „Die Gewerkschaft steht für ein starkes, gerechtes und zukunftsfähiges Österreich – das gelingt uns nur mit fairen Löhnen und Gehältern, guten Arbeitsbedingungen und einem funktionierenden Sozialstaat. Die Herausforderungen der Zukunft lassen sich nur gemeinsam und solidarisch bewältigen – nicht durch einseitige Schuldzuweisungen und ein rückwärtsgewandtes Wirtschaftsdiktat.“

 

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