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Förderung statt Selektion!

Lediglich in rund der Hälfte aller Tiroler Regelschulklassen wird Inklusion gelebt. Damit liegt unser Bundesland deutlich unter dem Österreich-Schnitt von knapp 64 %. „Von gelebter Inklusion profitieren alle Beteiligten. Wenn es in der Arbeitswelt Quoten gibt – warum nicht auch bereits im Bildungssystem?“, fordert Bianca Gassler, Tirols Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) ein Umdenken. Allen Kindern solle der gleiche Zugang zu Bildung offenstehen, unabhängig vom familiären und soziokulturellen Hintergrund. Die öffentliche Hand ist für sie in der Verantwortung, entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Ich habe selbst erlebt, wie viel Potential vorhanden ist. 

Bianca Gassler, Vorsitzende Gewerkschaftsjugend Tirol

 

Andere Bundesländer mit über 80%

„Was in der Arbeitswelt selbstverständlich ist, sollte auch in unserem Bildungssystem gelten: Gelebte Inklusion soll keine Ausnahme, sondern die Regel werden!“, setzt sich Gassler für mehr gesellschaftliche Inklusion für Kinder und Jugendliche ein. Sie spricht aus Erfahrung: „Ich habe selbst viel mit jungen Menschen mit Behinderung zu tun gehabt und selbst erlebt, wie viel Potential vorhanden ist, wenn man es nur fördert. Gleichzeitig ist Inklusion wesentlich von Bedeutung für den Ausbau der sozialen Kompetenz aller Beteiligten. Leider endet für viele Menschen mit Behinderung die Pflichtschulzeit in einer Sackgasse.“ Dass in Tirol definitiv Aufholbedarf besteht, belegen die Zahlen der Statistik Austria: Nur in 53,5 % aller Regelschulklassen in Tirol finden sich Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Dass es weitaus mehr sein können, beweisen beispielsweise die Steiermark mit 81,8 % oder Kärnten mit 82,5 %.

Allen Kindern muss der gleiche Zugang zur Bildung offen stehen.

Philip Wohlgemuth, ÖGB-Vorsitzender Tirol

 

Effektive Chancengleichheit für alle

Die schulische Bildung soll die SchülerInnen bei ihrer persönlichen Entwicklung individuell unterstützen, sie bestmöglich auf die Anforderungen der Zukunft vorbereiten und ihnen ausreichende Qualifizierung vermitteln. „Dafür muss allen Kindern der gleiche Zugang zur Bildung offenstehen. Die Förderung aller Kinder, die Inklusion und die soziale Integration sind Aufgabe aller Schulen auf allen Schulstufen. Unabhängig vom familiären und soziokulturellen Hintergrund muss effektive Chancengerechtigkeit bestehen. ‚Förderung statt Selektion‘ muss das Credo lauten!“, betont auch Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth. Er nimmt die Politik in die Pflicht: „Die öffentliche Hand muss dafür sorgen, dass entsprechend öffentliche Mittel und personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.“

 

Schlupfloch Ausgleichstaxe

Auch in der Arbeitswelt ist gelebte Inklusion keine Selbstverständlichkeit. Nach wie vor kaufen sich viele Unternehmen lieber mit der „Ausgleichstaxe“ frei, anstatt ArbeitnehmerInnen mit Behinderung einzustellen. Derzeit müssen Firmen ab 25 Personen eine Person mit Behinderung einstellen oder 276 € Ausgleichstaxe zahlen für jede Person, die zu beschäftigen wäre, Firmen mit mehr als 100 Beschäftigten 388 €, und Unternehmen ab 400 MitarbeiterInnen 411 €. Hier setzt sich die Gewerkschaft für eine Erhöhung der Ausgleichstaxe auf den niedrigsten Facharbeiterlohn der jeweiligen Branche ein, außerdem soll verstärkt Fokus auf behinderungsgerechte Arbeitsbedingungen gelegt werden.  

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