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Frauenvorsitzende Föger-Kalchschmied zeigt fehlende Inklusion am Arbeitsmarkt auf

„Freikaufen“ mittels Ausgleichstaxe viel zu billig – knapp 80% der Tiroler Betriebe säumig

„Menschen mit Behinderung haben das Recht auf Gleichbehandlung – das betrifft auch die Arbeitswelt!“, so Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende bei der Lebenshilfe Tirol und ÖGB-Frauenvorsitzende Tirol. Obwohl sie zur Einstellung von Menschen mit Behinderung sogar verpflichtet sind, kaufen sich nach wie vor zahlreiche Unternehmen in Österreich davon mittels Ausgleichstaxe frei. Föger-Kalchschmied kritisiert diese gängige Praxis, fordert eine deutliche Erhöhung dieser Ausgleichszahlung und setzt sich für ein generelles Umdenken ein.

 

„Die systematische Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung muss endlich ein Ende haben!“, setzt sich Föger-Kalchschmied für mehr Gleichberechtigung ein. Ein Umdenken habe man erst dann erreicht, wenn Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen sichtbar sind – das betrifft auch die Arbeitswelt. In Österreich sind Betriebe ab 25 Mitarbeiter:innen gesetzlich verpflichtet, Menschen mit Behinderung einzustellen. Laut dem Sozialministerium wären das in Tirol 2.121 Unternehmen. Allerdings erfüllen lediglich 454 davon diese Beschäftigungspflicht. 1.667 Betriebe in Tirol sind säumig, das entspricht einem Anteil von 78,60%. „Es ist beschämend, dass nach wie vor vier von fünf Betrieben lieber eine Ausgleichstaxe entrichten, als Menschen mit Behinderung einzustellen. Was dabei besonders ärgerlich ist: Nicht nur Menschen mit Behinderung haben damit kaum Möglichkeiten zu echter Integration, auch die Unternehmen und die Mitarbeiter:innen selbst verpassen dabei die Chance auf ein vielfältiges Team und die Bereicherung durch wesentliche soziale Kompetenzen“, zeigt Föger-Kalchschmied auf.

 

Auch zahlreiche öffentliche Einrichtungen entrichten lieber die Ausgleichstaxe. Diese beträgt grundsätzlich 292 Euro pro Monat für jede Person mit Behinderung, die zu beschäftigen wäre. Bei Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiter:innen sind es 411 Euro, ab 400 Beschäftigten 435 Euro. Für Föger-Kalchschmied sind diese Summen viel zu niedrig, sie spricht von einem „billigen Freikaufen von gesellschaftlicher Verantwortung“. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die Ausgleichstaxe bis zu 720 Euro pro nicht eingestellter Person. In Tirol mussten Unternehmen insgesamt 11.849.020,00 Euro Ausgleichstaxe zahlen.

Arbeit ist ein Menschenrecht!

Sonja Föger-Kalchschmied, ÖGB-Frauenvorsitzende Tirol

 

„Es geht hier um Rechte von Menschen, die nicht gewahrt werden. Wir müssen allen Menschen echte Partizipation bieten. Teilhabe am Berufsleben ist wesentlich – es geht dabei auch um einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft und um Selbstbestimmung. Arbeit ist ein Menschenrecht“, zeigt Föger-Kalchschmied auf. Sie fordert daher eine deutliche Erhöhung der Ausgleichstaxe auf die Höhe durchschnittlicher Lohnkosten, damit es für Unternehmen unattraktiv wird, sich mittels Taxe der Beschäftigung Behinderter zu entziehen. Zudem sollen die Voraussetzungen für die Einstellungspflicht für begünstigte Behinderte von derzeit 25 auf 20 Dienstnehmer:innen gesenkt werden. Auch in der Stärkung von Behindertenvertrauenspersonen sieht sie ein wichtiges Instrument, um die längst überfällige Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu erreichen.

 

Für Föger-Kalchschmied ist auch das Hervorheben positiver Beispiele wichtig: „Wir müssen jene Unternehmen, die vorbildlich agieren, vor den Vorhang holen und damit aufzeigen, dass Gleichberechtigung in der Arbeitswelt sehr wohl möglich ist.“ Als solche können auch Arbeiterkammer und Österreichischer Gewerkschaftsbund genannt werden: Beide übererfüllen das Plansoll.  

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