Jede:r dritte Arbeitslose in Tirol über 50
Föger-Kalchschmied fordert Bonus-Malus-System
Die jüngsten AMS-Zahlen aus Tirol sind alarmierend: Jede:r dritte Arbeitslose ist über 50 Jahre alt – und wer in diesem Alter seinen Job verliert, bleibt im Schnitt 220 Tage arbeitslos. Für die geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied ist klar: „Wir haben ein massives strukturelles Problem, das ist institutionalisierte Altersdiskriminierung!“ Sie fordert die Einführung eines Bonus-Malus-Systems und erteilt einmal mehr einer Erhöhung des Pensionsantrittsalters eine klare Absage.
30 Prozent der Betriebe ohne Mitarbeitende über 60
Besonders erschreckend: Laut einer Erhebung von AK und ÖGB beschäftigen 30 Prozent der mittleren und größeren Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten in Österreich keine einzige Person über 60 Jahren. Der Anteil der 60- bis 64-Jährigen an der Gesamtbelegschaft liegt bei mageren fünf Prozent.
Belohnung für Fairness, Sanktion für Verweigerung
Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, fordert der ÖGB Tirol ein Bonus-Malus-System:
„Betriebe, die ältere Menschen beschäftigen, sollen dafür belohnt werden. Wer sie systematisch ausschließt, muss mit Konsequenzen rechnen“, so Föger-Kalchschmied.
Zudem brauche es ein verpflichtendes Monitoring der Altersstruktur in den Betrieben, um Missstände sichtbar zu machen.
„Erfahrung ist ein Wert, kein Makel“
Die Gewerkschafterin kritisiert auch die mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung für ältere Arbeitnehmer:innen: „Es ist traurig, dass man Erfahrung und Loyalität in vielen Unternehmen als Belastung statt als Ressource sieht. Dabei bringen Ältere genau das mit, was viele Betriebe händeringend suchen: Verlässlichkeit, Know-how und soziale Kompetenz.“
Höheres Pensionsalter? „Realitätsfern und unsozial“
Angesichts der dramatischen Zahlen bekräftigt Föger-Kalchschmied die entschiedene Ablehnung des ÖGB gegenüber einer Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters: „Wer heute mit über 50 den Job verliert, steht oft vor einem sozialen Abgrund. Und genau diesen Menschen soll man erklären, sie müssten künftig bis 67 arbeiten? Das ist nicht nur realitätsfern – das ist zynisch.“
Eine Pensionsanhebung würde die Arbeitslosigkeit Älterer weiter verschärfen, die Wartezeit bis zur Pension verlängern und letztlich die Altersarmut befeuern. „Das bedeutet für viele: Armut trotz jahrzehntelanger harter Arbeit. Und das lassen wir nicht zu“, so Föger-Kalchschmied abschließend.