Nein zu IV-Forderung
Löhne und Gehältern sichern Kaufkraft
„Einschnitte bei Löhnen und Gehältern wird es mit uns nicht geben!“, stellt Tirols geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied angesichts der erneuten Forderung von Tirols IV-Präsident Max Kloger nach Kollektivvertragsabschlüssen unterhalb der Inflation klar. „Steigen die Löhne und Gehälter nicht zumindest im gleichen Ausmaß wie die Inflation, bedeutet das unterm Strich eine Kürzung der Einkommen. Das schadet nicht nur den Arbeitnehmer:innen, sondern schwächt die Kaufkraft und damit unsere gesamte Wirtschaft,“ verweist Föger-Kalchschmied auf die weitreichenden Folgen. Auch weniger Zahlungen beispielsweise ins Pensionssystem seien die Folge.
Eigentliches Problem der Industrie sind fehlende Strategien
Der gestern präsentierte Fahrplan zur Budgetkonsolidierung bringt Einsparungen in vielen Bereichen, auch Österreichs Arbeitnehmer:innen sind betroffen. „Eben weil die Beschäftigten bereits ihren Beitrag leisten, sind präventive Forderungen nach weiteren Einschnitten absolut fehl am Platz. Wer Lohnzurückhaltung fordert, kürzt Einkommen! Damit fließt weniger Geld in den Sozialstaat, auch im Pensionssystem fehlen diese Gelder“, konkretisiert die Tiroler ÖGB-Chefin. Sinkt der Konsum, muss der Staat auch mit Mindereinnahmen bei der Mehrwertsteuer rechnen. Allein bei der Lohnsteuer hätte 2024 ein um einen Prozentpunkt niedrigerer Abschluss Mindereinnahmen von 265 Millionen Euro bedeutet – bei einer Nulllohnrunde wären gar 2,25 Milliarden Euro weniger an Lohnsteuereinnahmen ins Budget geflossen.
Föger-Kalchschmied macht zudem unmissverständlich klar, dass das eigentliche Problem der Industrie nicht die Löhne seien, sondern die explodierenden Energiepreise, der Mangel an Aufträgen sowie eine fehlende mittelfristige Strategie: „Statt sich ständig an den Einkommen der Arbeitnehmer:innen abzuarbeiten, sollte die Industrie lieber ihre Hausaufgaben machen. Es sind nicht die Gehälter, die die Unternehmen gefährden, sondern die fehlenden Strategien für die Herausforderungen der Zukunft.“
IV-Forderung als Bumerang
Föger-Kalchschmied betont weiter, dass eine Abschwächung der Kaufkraft letztlich auch den Unternehmen schaden würde: „Wer glaubt, durch Lohnzurückhaltung die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, irrt gewaltig. Wenn weniger Geld in den Händen der Menschen bleibt, sinkt die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen – das trifft am Ende auch die Wirtschaft selbst. Denn Löhne und Gehälter haben eine Doppelfunktion: Sie sind nicht nur Kostenfaktor für die einen, sondern gleichzeitig Einnahmen für die anderen Unternehmen. „Die Forderung nach Kollektivvertragsabschlüssen unterhalb der Inflation ist ein Bumerang, der die Industrie wieder treffen wird. Wer glaubt, durch Lohndumping die Wirtschaft anzukurbeln, der gefährdet Arbeitsplätze und schwächt den Standort Österreich“, so die geschäftsführende Tiroler ÖGB-Vorsitzende.
Lebenslange Einkommenseinbußen
Oft wird ein einmaliger Lohnerhöhungsverzicht als eine Kleinigkeit dargestellt. Allerdings wirkt sich eine niedrigere Lohnerhöhung in nur einem Jahr über das gesamte restliche Leben aus. Wird der Lohn im heurigen Jahr weniger stark erhöht, ist auch die Basis für die Lohnerhöhung im nächsten Jahr geringer. Dazu kommt, dass sich die Lohnzurückhaltung negativ auf die zukünftige Pension auswirkt – und zwar doppelt. Einerseits individuell, da sich die Höhe der zukünftigen Pension reduziert, andererseits wird die Pensionsgutschrift aller pensionsversicherten Beschäftigten auf ihrem Pensionskonto weniger stark aufgewertet. Denn die Gutschrift wird nicht automatisch an die Teuerung angepasst, sondern ihr Wert steigt (zeitversetzt) im gleichen Ausmaß wie der jährliche Anstieg der gesamten Arbeitseinkommen in Österreich.