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ÖGB-Frauen Tirol zu 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen:

Verbale oder körperliche Übergriffe gehören nicht zum Job!

Auch am Arbeitsplatz sind Frauen vor Gewalt nicht geschützt. Anlässlich der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ vom 25. November bis 10. Dezember machen die Tiroler ÖGB-Frauen auf die anhaltenden Übergriffe auf Frauen aufmerksam, erinnern Arbeitgeber an ihre gesetzlich verankerte Fürsorgepflicht und fordern mehr Gewaltschutz.

 

„Verbale oder körperliche Übergriffe gehören nicht zum Job. Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, Mitarbeiter:innen vor jeglicher Gewalt zu schützen“, betont Tirols ÖGB-Frauenvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied. Dass das aktuell nicht der Fall ist, belegt eine vom Bundeskanzleramt in Auftrag gegebene Erhebung aus dem Jahr 2021: Jede vierte Arbeitnehmerin in Österreich war bereits Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. „Frauen sind am Arbeitsplatz definitiv nicht vor sexuellen Übergriffen, psychischer und physischer Gewalt geschützt. Umso wichtiger ist es, Betroffene zu ermutigen, das Schweigen zu brechen und sich an ihren Betriebsrat, an die Gewerkschaft oder an Beratungsstellen zu wenden“, so die Gewerkschafterin. Grundsätzlich sind Arbeitgeber in der Verantwortung, wirksame Maßnahmen zur Gewaltprävention zu setzen – diese Fürsorgepflicht ist gesetzlich verankert. Hier besteht allerdings noch Spielraum: „Auch die Bundesregierung ist am Zug. Sie muss das ILO-Übereinkommen 190, das ein weltweites Recht auf eine Arbeitswelt frei von Gewalt und Belästigung vorsieht, unverzüglich ratifizieren. Es ist absolut unverantwortlich, hier länger säumig zu sein!“, zeigt Föger-Kalchschmied auf.

 

Anlaufstellen im Betrieb

In einigen Branchen sind sexuelle Belästigung, Mobbing, Stalking und Beschimpfungen besonders häufig. Laut Arbeitsinspektorat betrifft das unter anderem Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Krankenhäuser, soziale Einrichtungen, Ordinationen, isolierte und uneinsehbare Arbeitsplätze, Bars, Hotels und Restaurants, aber auch den Einzelhandel oder die Reinigungsbranche. Föger-Kalchschmied kennt als Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol die Arbeitsrealitäten vieler Frauen bestens: „Häufig ist Gewalt am Arbeitsplatz ein Resultat von Überforderung und Ausweglosigkeit, nicht selten resultierend aus dem eklatanten Personalmangel, zu viel Stress und mangelnden Erholungsphasen.“ Vor allem mit der Installation von entsprechenden Anlaufstellen kann ein wichtiger Beitrag gegen Gewalt am Arbeitsplatz geleistet werden, denn nur so kann im Ernstfall schnell gehandelt werden und weiteren Übergriffen vorgebeugt werden. „Die Implementierung von Gewaltschutzbeauftragten in Unternehmen ist ein wichtiger Schritt zur Eindämmung von Gewalt am Arbeitsplatz. Wichtig ist: Diese Stellen dürfen nicht ‚zahnlos‘ sein, benötigen also Handlungsspielraum. Das Thema muss wirklich ernsthaft angegangen werden!“, betont die ÖGB-Landesfrauenvorsitzende. Es führe außerdem kein Weg an zusätzlichen finanziellen Mitteln vorbei, um den Schutz von Frauen zu gewährleisten. „Es braucht dringend mehr Geld zur Absicherung und zum Ausbau von Frauenhäusern, Gewaltschutzzentren und Frauenberatungsstellen sowie zusätzlich 3.000 neue Stellen im Opferschutz. Auch der Rechnungshof unterstreicht, dass eine Gesamtstrategie fehlt.“  

 

Höhere Einkommen für mehr Unabhängigkeit

Die ÖGB-Frauen setzen sich daher für ein gewaltfreies Leben für Frauen ein. „Um Frauen ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben frei von Gewalt zu ermöglichen, brauchen sie gute Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und ein gesichertes Einkommen, von dem sie leben können“, zeigt Föger-Kalchschmied auf. Wesentlich dafür sind höhere Einkommen – nicht nur deshalb sollten die klassischen Frauenberufe dringend aufgewertet und finanziell besser abgegolten werden. 

 

Im Rahmen von „16 Tage gegen Gewalt an Frauen", einer internationalen Kampagne, die jährlich vom 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, stattfindet, wird der Fokus auf die Gewalt an Frauen gelegt. 

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