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ÖGB-Frauen zum Girls‘ Day: Stärkere Förderung von Frauen in MINT-Berufen

Geschlechterklischees in Ausbildungsberufen müssen aufgebrochen werden

Der jährliche Girls‘ Day am 27. April bietet Mädchen Einblicke in technische Berufe und soll in weiterer Folge die dort nach wie vor vorherrschende Männerdomäne brechen. Die ÖGB Frauen Tirol begrüßen solche Angebote und fordern weitere Initiativen, um Frauen für MINT-Berufe zu interessieren und auch dort zu halten.

 

Obwohl mehr Frauen studieren, sind sie in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Vor allem im tendenziell eher gut bezahlten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist nur ein Viertel der hochqualifizierten Wissenschafts- und Technikjobs hierzulande von Frauen besetzt. Anlässlich des Girls‘ Day appelliert Tirols ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied, endlich die Voraussetzungen für echte Gleichberechtigung zu schaffen und veraltete Rollenbilder aufzubrechen: „Die Berufswahl ist wesentlich für das gesamte Leben, da sie unweigerlich die Einkommenssituation mitbestimmt. Umso wichtiger ist es, jungen Frauen alle ihnen offenstehenden Wege aufzuzeigen.“ Aktuell entscheiden sich junge Frauen bei der Wahl ihres Lehrberufs vor allem für den Einzelhandel, die Ausbildung zur Bürokauffrau und zur Friseurin. Während in diesen Branchen die Einkommen eher niedrig sind, liegen sie beispielsweise in MINT-Berufen deutlich höher.

Die Berufswahl ist wesentlich für das gesamte Leben, da sie unweigerlich die Einkommenssituation mitbestimmt.

Sonja Föger-Kalchschmied, ÖGB-Frauenvorsitzende Tirol

 

„Warum sich viele Frauen gegen einen Beruf im MINT-Bereich entscheiden, liegt sicher an mehreren Faktoren. Tatsache ist: Es braucht eine stärkere Förderung von Mädchen und Frauen auf allen Ausbildungsebenen im MINT-Bereich beginnend in elementarpädagogischen Einrichtungen bis hin zur Universität. Darüber hinaus müssen die Jobchancen für Frauen verbessert werden. Das erreichen wir mit der gezielten Aufnahme von weiblichen Lehrlingen, der Anstellung weiblicher Fach- und Führungskräfte bis hin zu familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen. Das wären wichtige Schritte, damit Frauen in Zukunft stärker in Forschung und Entwicklung im Digitalisierungsbereich mitgestalten“, zeigt die Gewerkschafterin mögliche Lösungsansätze auf.

 

Auch auf betrieblicher Ebene besteht für Föger-Kalchschmied Handlungsspielraum: „Gleichberechtigte Einbindung von allen Beschäftigtengruppen in technologische Veränderungen bzw. Neuerungen im Betrieb würde Frauen entscheidende Mitgestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf Mitarbeiter:innengruppen gelegt werden, die bisher wenig in betriebliche Veränderungsprozesse eingebunden sind. Derzeit sind Frauen und Teilzeitbeschäftigte deutlich benachteiligt, wenn es um Förderung und Gleichberechtigung im Zugang zu Qualifikationen, Weiterbildung, Umschulungen im Zusammenhang mit technologischen Veränderungen und Neuerungen im Betrieb geht.“

 

Vorbilder fehlen

„Wir wollen die Anerkennung und das Bewusstsein für die Fähigkeiten von Mädchen und jungen Frauen in MINT-Berufen und handwerklichen Tätigkeiten aufseiten der Unternehmen und Bildungseinrichtungen stärken. Gleichzeitig brauchen junge Frauen Vorbilder. Mir geht es um Ermutigung von Frauen – sei es in Hinblick darauf, dass sie sich Führungspositionen zutrauen oder bei der Berufswahl. Die aktuelle Situation spiegelt sich auch in der Wissenschaft wider: Trotz der guten Jobaussichten interessieren sich rund 20 Prozent weniger junge Frauen als Männer für sogenannte MINT-Berufe. Das hat damit zu tun, was wir als Gesellschaft vorleben. Mit guten Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, starker Signalwirkung in Form von Vorbildern und Instrumenten, um strukturelle Benachteiligung aufbrechen zu können, schaffen wir echte Gleichberechtigung!“, ist Föger-Kalchschmied überzeugt. Sie betont: „Initiativen wie der Girls‘ Day sind der richtige Ansatz, aber für ein echtes und nachhaltiges Aufbrechen verkrusteter Rollenbilder braucht es ein ganzes Bündel an Maßnahmen.“

 

Neubewertung von Arbeit

Generell fordert Föger-Kalchschmied eine Aufwertung jener Arbeitsbereiche, die aktuell eher schlecht bezahlt werden, wie die Pflegebranche und der Dienstleistungssektor: „Die ‚Arbeit am Menschen‘ muss deutlich aufgewertet werden. Es kann nicht sein, dass systemrelevante Berufe einher gehen mit niedrigen Einkommen – gerade jene Arbeitnehmer:innen, die unser Land am Laufen halten und so wichtig für unsere Gesellschaft sind, können gar nicht hoch genug geschätzt werden. Für diese Bereiche braucht es definitiv eine bessere monetäre Abgeltung und in weiterer Folge eine Neubewertung von Arbeit!“

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