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Tirol

ÖGB Tirol: Forderung nach kürzeren Karenzzeiten absolut kurzsichtig

Rahmenbedingungen zwingen Frauen in veraltete Rollenbilder

Wenig hält Tirols ÖGB-Frauenvorsitzende Karin Brennsteiner von der Forderung nach einer Verkürzung der Karenzzeiten. Monika Köppl-Turyna von der Agenda Austria hatte dies via Tiroler Tageszeitung angeregt. „Das ist der absolut falsche Ansatz. Zuerst muss die soziale Infrastruktur in Form von flächendeckenden Kinderbetreuungseinrichtungen mit längeren Öffnungszeiten gegeben sein, bevor man über eine Verkürzung der Karenzzeit nachdenken kann. Solange außerdem Männer weitaus besser bezahlt werden als ihre weiblichen Kolleginnen, ist es bei vielen Familien auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit, dass die Mütter in Karenz gehen und nicht auch die Väter“, so Brennsteiner. „Die Forderung nach kürzeren Karenzzeiten ist absolut kurzsichtig!“

 

Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth verweist in diesem Zusammenhang auf eine SORA-Studie im Auftrag des Momentum-Instituts: „Demnach mussten 27 Prozent aller Frauen während der Corona-Krise ihre Arbeitszeit reduzieren, bei den Männern waren es nur 16 Prozent. Frauen haben daher einen deutlich höheren Verdienstentgang als Männer erleben müssen. Die potentiellen Kosten der Schließungen der Kinderbetreuungseinrichtungen waren laut Momentum-Institut für Frauen doppelt so hoch wie für Männer.“ 

 

Recht auf Sonderbetreuungszeit

Mehr als 390.000 Paare in Österreich haben Kinder unter 14 Jahren die betreuungspflichtig sind. Nur rund ein Prozent von ihnen konnte die Sonderbetreuungs-Regelung bisher in Anspruch nehmen. Mehr als 70 Prozent der AntragstellerInnen waren Frauen. „Damit wird einmal mehr deutlich, dass es den Rechtsanspruch auf die Corona-Sonderbetreuungszeit dringend braucht. Eltern dürfen nicht zu Bittstellern gegenüber ihren Chefs degradiert werden“, so Brennsteiner. Derzeit ist die Inanspruchnahme der Regelung nur mit Zustimmung des Unternehmens möglich.

 

„Der Unmut der Frauen ist nicht erst seit Corona vorhanden. Seit Jahren fordern Frauen Unterstützung in Form von adäquater Kinderbetreuung, Löhnen sowie einer gesellschaftlichen Anerkennung und ein Umdenken, wie mit unbezahlter Arbeit in Zukunft umgegangen werden muss.  Diese Krise hat diese untragbare Situation nur an die Oberfläche gebracht – wenn darauf jetzt nicht reagiert wird, werden Frauen auch weiterhin die VerliererInnen dieser Gesellschaft bleiben!“, so Wohlgemuth und Brennsteiner unisono.